Ein Highlight!

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tinstamp Avatar

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Wow, was für ein Buch! Ich bin noch ganz gefangen von dieser Geschichte, die mich richtig überwältigt zurückgelassen hat.
"Wie Risse in der Erde" wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Wir sind in England im Jahr 1955. Beth ist siebzehn Jahre alt und verliebt sich, im Sommer bevor sie nach Oxford studieren gehen möchte, in den reichen und charismatischen Gabriel. Ihre gemeinsame Liebe zur Literatur und dem Gefühl den Seelenmenschen gefunden zu haben, zerbricht jedoch nach dem gemeinsam Sommer.

Jahre später ist Beth glücklich mit Frank verheiratet. Er hat sie bereits in der Schule angehimmelt und Beth nach der Trennung von Gabriel aufgefangen. Gemeinsam mit ihm, dessen Bruder Jimmy und deren Vater David, lebt sie auf einer Schaffarm abseits des kleinen Ortes Hamston in Dorset. Ihr Leben hat sich in eine völlig andere Richtung entwickelt, als sie es sich als Siebzehnjährige erträumt hat. Trotz eines schweren Verlustes während ihrer Ehe, überstehen Frank und Beth diese Belastungsprobe. Doch dreizehn Jahre nach der Sommerromanze zieht Gabriel, mittlerweile erfolgreicher Autor, mit seinem Sohn Leo zurück nach Meadowland, dem Herrenhaus seiner Eltern. Er ist geschieden, seine Ex-Frau lebt in den USA und seine Mutter ist nach Australien gezogen. Bald laufen sich Beth und Gabriel wieder über den Weg, denn die Farm und das Herrenhaus liegen praktisch nebeneinander. Die alte Anziehungskraft flackert wieder auf und scheint noch immer zu bestehen - bis es zu einer furchtbaren Tragödie kommt....

Die Geschichte wird aus der Sicht von Beth erzählt und ist in fünf Teile untereilt. Dabei gibt es Kapitel von früher, von heute und einem Gerichtsprozess. Die Spannung baut sich von der ersten Seite bis zum Ende hin konstant auf. Die unterschwellige Bedrohung ist jederzeit fühlbar und wird von der Autorin raffiniert in Szene gesetzt. Bis zum letzten Drittel weiß man nicht, wer wegen Mordes vor Gericht steht und wer ermordet wurde. Dies wurde ganz großartig von der Autorin in Szene gesetzt!
Trotz der Tragödien, die Beth und ihre Familie erleiden, bleibt die Geschichte hoffnungsvoll. Am Ende gibt es noch einen weiteren Twist, mit dem man nicht rechnet und der vieles in einem anderen Licht erscheinen lässt. Man versteht daraufhin einige Sequenzen, bei denen man zuvor eventuell den Kopf geschüttelt hat.

Selten habe ich die Charakterbeschreibungen in einem Roman so gefühlt, wie in diesem von Clare Leslie Hall. Vor allem Beth und ihre innere Zerrissenheit hat mich emotional sehr berührt. Ich habe mit ihr mitgelitten und habe ihren tragischen Verlust in der Vergangenheit gefühlt, der wahnsinnig schmerzt. Den Figuren wurde Leben eingehaucht und man hat das Gefühl hautnah im Geschehen zu sein.
Auch die Natur- und Landschaftsbeschreibungen sind wundervoll dargestellt und haben meine Fantasie angeregt. Trotzdem hatte ich immer irgendwie im Hinterkopf in den USA statt in England zu sein. Keine Ahnung warum!
Obwohl hier eine Dreiecksgeschichte dahintersteckt, was ich eigentlich nicht wirklich mag, ist diese nur ein Teil dieses Familiendramas. Hier geht es um so viel mehr!

"In einem einzigen finalen Augenblick kannst du ein ganzes Leben leben."
- Seite 9 -

Die Hinweise auf Delia Owens "Der Gesang der Flusskrebse" kann ich einerseits zustimmen, aber trotzdem ist dieser Roman wieder ganz anders.
Es ist eine Geschichte über Schmerz, Verlust, Sehnsucht, Hoffnung und über die unausweichlichen Konsequenzen unserer Entscheidungen, die oft ein Leben in einem kurzen Augenblick für immer verändern können.

Fazit:
Ein außergewöhnlicher und emotionaler Roman, der die Facetten des Lebens beschreibt. Eine starke Geschichte mit beeindruckenden Charakterbeschreibungen und dramatischen Entwicklungen. Für mich war "Wie Risse in der Erde" ein absolutes Highlight! Volle Leseempfehlung!