Von allem zuviel
Vorweg - das Buchcover ist noch der beste Teil dieses Romans. Leslie Hall hat in ihr Werk wirklich fast alles hineingeschrieben, was sie als zwischenmenschlich spannend bewertet, dabei wechselt sie die Zeitachse von 1968 und dem Früher (beginnend 1955). Die Hauptprotagonistin Beth verliebt sich als 17-jährige in den Sohn einer reichen Gutsfamilie und das erste Klischee ist geboren. Armes Mädchen / reicher Landlord und seine böse, intrigante Mutter. Junges Mädchen wird schwanger, verschweigt dies dem Kindsvater und beendet die Affäre wegen Klassenunterschied und heiratet Jugendfreund und Farmer (Frank). Und natürlich taucht die große Liebe (Gabriel) wieder auf seinem Landsitz auf und erneut beginnt eine Liebesaffäre, nun aber als Dreiecksgeschichte. Frank, ihr Ehemann ist ein absoluter 'Gutmensch', der sich um alles kümmert (auch um seinen alkoholabhängigen Bruder), alles akzeptiert und ein Anwärter auf einen Heiligenschein wäre. Bobby, das Kind stirbt bei einem Unfall. Ein wenig Rosamunde Pilcher hätte ich noch vertragen, aber dann wird die Geschichte immer unglaubwürdiger und konstruiert und ich wurde beim Lesen immer ärgerlicher und zwang mich, diesen trivialen, emotionsüberladenen Roman bis zum Ende zu lesen. In diesem Roman wird nicht einfach nur geweint, sondern da reißt sich Frau das Herz aus der Brust oder Frank geht altruistisch unschuldig in den Knast, obwohl es dafür nur eine fadenscheinige Erklärung gibt. Und während der Haftzeit wird ein neues Kind geboren, das seinem Vater noch nie wirklich begegnet ist und dieses kleine Mädchen wirft sich bei dem ersten Zusammentreffen in die Arme dieses für sie fremden Mannes und ruft Daddy. Das wäre wohl eher ein Fall für einen Kinderpsychologen, als ein glaubwürdiger Beziehungstrigger in dieser Geschichte. Leider konnte ich diesem klischeeüberfrachteten Roman nichts abgewinnen und die zwei Sterne stehen für meine Anerkennung der Leistung, einen Groschenroman auf fast 400 Seiten auszudehnen. Wer Soaps mag, kommt vielleicht auch mit diesem Roman zurecht.