Zwischen Verlust, Verlangen und Verhängnis – ein stilles Drama mit großer Wucht

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annnnnnna Avatar

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Elisabeth „Beth“ Johnson ist gerade einmal 30 Jahre alt, doch ihr Herz trägt eine schwere Last. Zusammen mit ihrem Mann Frank lebt sie auf einer abgelegenen Schaffarm im Süden Englands. Der Tod ihres kleinen Sohnes Bobby hat eine Lücke hinterlassen, die nie ganz geschlossen werden konnte. Und doch haben Beth und Frank einen Weg gefunden, sich gegenseitig Halt zu geben – in einer stillen, routinierten Zweisamkeit, die fast wie Frieden wirkt.

Bis eines Tages Beths Jugendliebe Gabriel Wolfe in ihre Nähe zurückkehrt – allein, mit seinem Sohn Leo, und voller Erinnerungen, die längst begraben schienen. Alte Gefühle brechen auf, der Schmerz flammt neu auf – und mit ihm eine Sehnsucht, die alles ins Wanken bringt. Was folgt, ist eine Tragödie, die sich leise ankündigt – und doch zutiefst erschüttert.

Clare Leslie Hall erzählt mit eindringlicher Stimme aus Beths Sicht und wechselt dabei zwischen den Jahren 1955 und 1968. Ihre Sprache ist schnörkellos, dabei tief berührend – sie legt Beths Gefühlswelt offen, mit all ihren Rissen, Sehnsüchten und Verlusten. Schon auf den ersten Seiten spürt man die leise Bedrohung, die sich immer dichter über das Geschehen legt.

„In einem einzigen, finalen Augenblick kannst du ein ganzes Leben leben.“ (S. 9)

Was zunächst leise beginnt, entwickelt sich zu einem psychologischen Drama mit großer emotionaler Wucht. Die Spannung wächst unaufhaltsam, bis sie sich in einem Moment entlädt, der unter die Haut geht – und dabei ganz anders kommt, als man denkt.

Mit zutiefst bewegendem, melancholischem Blick auf Verlust, Schuld und die feinen Risse im Leben, die nie ganz verheilen ist es kein Roman zum Wohlfühlen – sondern einer zum Fühlen. Und genau deshalb so stark.