Berührend aus dem wahren Leben gegriffen

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Bei der Durchsicht des aktuellen Literaturprogramms bin ich bereits über "Wie schön wir waren" aufmerksam geworden und spätestens nach der Leseprobe war ich wie verzaubert. Nicht nur das Cover, sondern auch der Schreibstil - inbegriffen die deutsche Übersetzung durch Maria Hummitzsch aus dem Englischen - wirken magisch auf mich. Durch die unterschiedlichen Perspektiven, ergibt sich eine Einheit auf so vielen Ebenen, dass man sich beim Lesen fühlt, als wäre man selbst in Kosawa, im Dorf wo alles begann. Die Geschichte rund um das von Ausbeutung und Tod gebeutelte Dorf durch eine Belagerung des amerikanischen Ölkonzern, könnte realer nicht sein. Nicht nur die aktuelle Situation in Großbritannien, sondern auch vorherige massive Krisen machen darauf aufmerksam, wie wichtig der Rohstoff des Öls ist und niemand zweifelt wohl daran, dass für die Beschaffung über Leichen gegangen wird. Aufgrund dieses enormen Realitätsbezuges und dem Abtauchen in eine andere kulturelle Landschaft, machten das Buch für mich so unglaublich interessant. Sowohl die Handlung, als auch die Figuren, sind aus dem Leben gegriffen, jeder auf seine Weise einzigartig. Es macht Spaß, die Entwicklungen mitzuerleben und diese spiegeln sich auch im Schreibstil wider, was mir besonders gefallen hat. Der Grundtenor zwischen Hoffnung, Kampf und Zweifeln, gibt wieder, wie sich das Leben anfühlt, wie Menschen einander beeinflussen, ihre Taten Konsequenzen haben und sich bestärken. Das Mitverfolgen eines - und zeitgleich so vieler Leben - machte mir unglaublich Freude und zog mich in einen Bann, der dazu führte, dass ich das Buch gar nicht mehr weglegen konnte.
Als einzig störend empfand ich das Rollenbild, dass im Dorf vorherrschend war, weil es so gar nicht dem modernen bzw. meinem entspricht. Allerdings finde ich es sehr gut, dass die Geschichte dadurch nicht künstlich wurde, dass die Gegebenheiten so geschaffen wurden, die für den/die Leser/in wichtig und richtig sind, sondern die realen Bedingungen nachzubilden und einzuflechten. Das möchte ich daher keineswegs der Autorin anlasten. Es ist eher ein persönliches Empfinden, spiegelt aber wohl sehr gut die Zeit wider.
Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, der sich mit dem kulturellen Erbe und Verlust afrikanischer Länder beschäftigen möchte, in eine magische Familien-Geschichte abtauchen und vor allem Menschen auf ihrem Lebensweg begleiten will. Eine großartige und unverfälschte Begebenheit des Lebens.