Ein Buch das spaltet

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mufflpuff Avatar

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„Wie schön wir waren“ ist eines dieser Bücher, das spaltet. Es spaltet nicht wegen des Inhalts, der ohne Frage hochaktuell und gesellschaftlich große Brisanz besitz, sondern vielmehr aufgrund der Art und Weise, wie das Thema umgesetzt wurde.

Nüchtern und unaufgeregt werden die Bewohner von Kosawa, einem kleinen afrikanischen Dorf, das seit Jahrzehnten mit den Auswirkungen der Ausbeutung durch eine amerikanische Ölfirma zu leiden hat, dargestellt und gezeigt, wie sie über Jahrzehnte versuchen dagegen vorzugehen, aber immer wieder scheitern. Schließlich sagen sie sowohl der Gesellschaft als auch dem Staat und seinem korrupten politischen System den Kampf an. Unter Führung der selbst in jungen Jahren bereits sehr eloquent und reflektiert denkenden Thula versuchen die Bewohner letztendlich ihr Leben wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.

Eindrucksvoll und von der ersten Seite an mit einer sprachlichen Brillanz gelingt es der Autorin die Konflikte aus Sicht der heimat- und naturverbundenen Bewohner des Dorfes darzustellen und als Leser ist man immer wieder am Schlucken, wenn man liest, mit welcher Ignoranz die Bewohner und deren Interessen abgetan werden, da sie das System von Profitsteigerung und Machterhalt stören.
Kleinere Schwächen, wie die Gelegentlichen Wiederholungen, die den Perspektivwechseln geschuldet sind, kann man ohne Frage verschmerzen.
Größter Kritikpunkt ist für viele Menschen sicherlich die Darstellung der Dorfbewohner. Deren Naivität und häufig auf die menschlichen Grundtriebe (Essen, Trinken und Anziehung zum anderen Geschlecht) beschränkte Art und Weise, ebenso wie die teilweise etwas ausschweifende Schilderung von vermeintlichen Nebensächlichkeiten, wirkt für den Leser stellenweise unangebracht und zäh. Der Autorin gelingt es dadurch jedoch, wie ich finde, die tatsächliche Einstellung in zahlreichen Dörfern im afrikanischen Hinterland sehr gut einzufangen.

Insgesamt für mich ein Buch, das man ohne Umschweife empfehlen kann, 4,5 Sterne von mir.