Recht auf gesundes Leben?

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solveig Avatar

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Das Leben in dem afrikanischen Dorf Kosawa war sicher nicht immer idyllisch, aber seit die amerikanische Ölfirma Pexton bei ihren Bohrungen unweit des Ortes fündig geworden ist, haben sich die Nöte der Bewohner vervielfacht. Nicht nur, dass sie nun kilometerweit laufen müssen, um Land zu bestellen, das nicht ölverseucht ist, es sterben auch immer mehr Einwohner an unerklärlichen Krankheiten, vor allem Kinder. Während sie seit Jahren darauf warten, dass die Firma ihren Sanierungs- und Wiedergutmachungsversprechungen nachkommt, löst eines Tages der „Dorfirre“ einen Aufstand aus - mit dramatischen Folgen.
Es ist eine recht intensive Erzählung, in der Imbolo Mbue unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen lässt. Da ist Thula, gewissermaßen eine Symbolfigur des Romans, die auf ihr privates Glück verzichtet, weil sie glaubt, mit einer guten, in Amerika erworbenen Bildung mit der Firma Pexton auf Augenhöhe verhandeln zu können, zum Wohl ihres Dorfes. Ihre Großmutter Yaya hingegen dämpft allzu hohe Erwartungen aus ihrer Lebenserfahrung heraus. Sie kennt noch die Berichte ihrer Vorfahren von Sklavenhandel und Ausbeutung. Hauptsächlich aber erfährt der Leser durch die Kinder des Dorfes Details. Sie sind die in erster Linie Leidtragenden. So werden die Hoffnungen der Kinder auf eine bessere Zukunft im Verlauf des Romans immer mehr zurückgeschraubt, während sie nun selbst als besorgte Eltern einen Ausweg suchen.
Gekonnt verwickelt uns die Autorin in die Gegensätze von Anspruch auf eigenbestimmte, traditionelle Lebensweise einerseits und Ausbeutung von Bodenschätzen durch Firmen von Ländern, die nur scheinbar die Menschenrechte achten, andererseits. Sie handeln mit Unterstützung und Hilfe autoritärer Regime, die ihre Interessen rücksichtlos durchsetzen. Macht, Gier, Korruption - haben Kosawas Bewohner dagegen eine Chance?
Bei aller Dramatik des Romans fällt jedoch immer wieder die überschäumende Lebenslust der Menschen auf, die Lust und Freude am (einfachen) Dasein. „Wie schön wir waren“ - ein packendes, eindrucksvolles Buch!