Wenn Profit wichtiger ist als die Menschen

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buecherfan.wit Avatar

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In Imbolo Mbues neuem Roman “Wie schön wir waren“ geht es um das fiktive Dorf Kosawa irgendwo in Afrika, das Seine Exzellenz, der lokale Despot, dem amerikanischen Ölkonzern Pexton zwecks Ausbeutung der Ölvorkommen überlassen hat. Zu Beginn des Romans im Jahr 1980 ist im Grunde schon alles verloren. Das Ackerland und das Wasser des Flusses sind genauso vergiftet wie die Luft. Die Menschen sterben, vor allem die Kinder, und niemand kümmert es. Die Regierung streicht enorme Summen von Pexton ein und unterdrückt brutal jeden Versuch, irgendetwas zu ändern und dem Dorf und den Menschen zu helfen. Pexton macht Versprechungen, die nicht gehalten werden, und über einen Zeitraum von 4o Jahren wird alles nur immer schlimmer.
Im Mittelpunkt der Erzählung stehen Thula Nangi und ihre Familie. 1980 ist Thula 10 Jahre alt. Ihr Vater und ihr Onkel werden gefangen genommen und getötet, als sie mit einer Delegation aus dem Dorf den Vertretern des Konzerns die verheerende Situation schildern wollen. Da Thula eine sehr gute Schülerin ist, wird sie von einer Hilfsorganisation in die USA geschickt, wo sie 10 Jahre studiert. Sie will später ihr Wissen zum Wohl ihres Volkes einsetzen und verzichtet dafür auf ihr privates Glück. Sie gründet eine Bürgerbewegung und will ohne Gewalt für eine bessere Zukunft kämpfen. Unter ihren Mitstreitern gibt es allerdings auch einige, die nicht so lange warten wollen und gewaltbereit sind. Welche Chancen haben sie alle, wenn man die Geschichte des Kolonialismus, die Kautschukgewinnung und den Umgang mit den indigenen Völkern betrachtet? Da siegt die Profitgier auch bei den eigenen Leuten und verdrängt alle moralisch-sittlichen Erwägungen.
Mbue erzählt aus wechselnder Perspektive von Menschen aus drei Generationen. Das Thema ist wichtig und immer noch brandaktuell. Es ist aber auch der Grund, dass das Ergebnis eine traurige Geschichte ist, die wenig Raum für Hoffnung lässt. Schon mit dem Titel des Romans und dem ersten Satz wird der Leser eingestimmt: „Wir hätten wissen müssen, dass das Ende nahte“ (S. 9). Ich empfehle das Buch, obwohl es sich nicht mühelos liest und nicht durchweg spannend ist.