Wut und Hoffnung

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Der Schreibstil der Erzählung ist unmittelbar, berührend, authentisch. Imbolo Mbue gelingt es mit ihren bildhaften, teilweise nicht enden wollenden Sätzen zu erzählen, gleichzeitig zu erklären und Gefühle sichtbar zu machen, die eine durch Ölexploration ausgebeutete Dorfgemeinschaft über Jahre hoffen lassen, die sie prägen und quälen. Die Kapitel, der über mehrere Generationen greifende Geschichte, werden aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten des Dorfes Kosawa erzählt und es sind so viele Personen und noch mehr Schicksale. Ja, es gibt sie schon die Hauptfiguren, Thula und ihre Freunde, Sahel, Bongo, Juba, Austin, aber eigentlich sind alle im Dorf wichtig und vor allem besonders.

Und schon nach den ersten Zeilen der Geschichte sitze ich plötzlich auf dem Dorfplatz, mitten unter den Bewohnern, in dem kleinen Dorf Kosawa. Prägnant geschildert verspüre ich tiefe Ablehnung gegenüber den Mächtigen, den Führern, den Bossen. Erschrocken bin ich angesichts der Toten durch das Gift der Ölförderung. Tiefe Wut überkommt mich angesichts der Hässlichkeit der Rücksichtslosen, der Gleichgültigen und ihrer politisch schönen Worte. Und dann ist da immer wieder die unzerstörbare Hoffnung und die unbrechbare Aufbruchsstimmung und das unbeschreibliche Miteinander der Dorfgemeinschaft im Kampf gegen die Mächtigen – und ich, als Leserin, bin mittendrin und trauere, lache und kämpfe mit dem Dorf um Gerechtigkeit, um ein gesundes Leben, um die Zukunft und Tränen stehen mir in den Augen angesichts des Unrechts, der Ausbeutung, des gnadenlosen Kolonialismus, der korrupten Regierung. Und übrig bleibt Wut, denn es gibt sie immer noch, die 'Kosawa-Dörfer' und ihre Schicksale und die ganze Welt sitzt vor dem Fernseher und schaut bei Chips und Cola gelassen zu.

Mein Fazit: 'Wie schön wir waren' ist ein wunderbares Buch, das einen Einblick in Traditionen, Aberglaube, Zusammenleben, eine Welt der Wunder, Medizinmänner und einem autonomen Leben gewährt. Die Geschichte hat mich sehr nachdenklich gestimmt, darüber was Gemeinschaft und Lebensglück bedeutet und was wir, die alles haben, doch mittlerweile verloren haben. Von mir gibt es für dieses Buch eine 100%-ige Leseempfehlung!