Zäh, bruchstückhaft, wenig unterhaltsam

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romy_abroad Avatar

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Imbolo Mbue erzählt die Geschichte des afrikanischen Dorfes Kosawa, das sich gegen die Machenschaften des amerikanischen Ölkonzerns Paxton auflehnt. Deren Ölbohrungen bringen der Regierung zwar erhebliche Einnahmen, für die Bewohner von Kosawa aber bedeuten sie verseuchtes Wasser, magere Ernten und kranke Kinder. Als die Bewohner endlich verstehen, wie das schwarze Gold und die vielen Kindersärge zusammenhängen, sind bereits Unmengen an Rohöl in ihr Grundwasser und ihre Äcker gesickert. Doch sie sind entschlossen, ihr Land zurück zu erobern, ihre Hütten weiter zu bewohnen und sich auf den Beistand des großen Geistes zu verlassen, der ihnen den richtigen Weg weisen wird.
Mbue erzählt die Geschichte Kosawas, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, aus den verschiedenen Perspektiven einer Familie. Der damit einhergehende Perspektivwechsel macht die Geschichte interessanter und erlaubt es der Autorin, Informationen aus verschiedenen Quellen einfließen zu lassen - allerdings nutzt sie dies kaum, stattdessen hat der Leser das Gefühl, die gleiche Geschichte gleich mehrfach zu lesen. Dabei springt die Autorin ohne ersichtlichen Grund in der Zeit, was einen natürlichen Lesefluss leider verhindert. Darüber hinaus bin ich mit der Kultur, aus der Mbue erzählt, nicht richtig warm geworden. Teilweise werden die Dorfbewohner naiv dargestellt, teilweise auf niedere Bedürfnisse reduziert - so ist die Perspektive der männlichen Erzählung von einem Fokus auf weibliche Schenkel und Hintern geprägt. Leider gelingt es der Autorin nicht, einen typischen Spannungsbogen aufzubauen. Wenig relevante Elemente werden sehr detailreich erzählt, während wichtige Ereignisse in ein oder zwei Sätzen abgehandelt werden, ohne dass die Relevant der Situation ensprechend ausgeführt und beschrieben wird.
Allgemein finde ich es spannend, über einen Roman Zugang zu einem für mich neuen kulturellen Raum zu gewinnen, wie es beispielsweise in Ronya Othmans "Die Sommer" der Fall war. Die Schilderungen rund um Kosawa wirken teilweise jedoch abstoßend auf mich. So wird einer jungen Frau der "Samen des großen Geistes" eingepflanzt, dafür wird sie überwältigt und ohne ihr Einverständnis in die Hütte der Medizinmänner verschleppt. Auch unter den besonderen Umständen der Geschichte von "Wie schön wir waren" kann ich solche Schilderungen nicht wirklich einordnen.
Insgesamt hat mir "Wie schön wir waren" leider nicht zugesagt - weder als unterhaltende Lektüre, noch als Fenster in eine andere Kultur. Auch der Schreibstil der Autorin hat mir nicht zugesagt, sondern mir den Zugang zu den Gedanken und Gefühlen der Protagonisten eher noch erschwert. Deshalb kann ich den Roman leider nicht weiterempfehlen, bin aber ehrlich gespannt, wie andere Leserinnen und Leser die Geschichte finden.