" Zeit des Zweifelns "

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schokoflocke Avatar

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" Wir dachten an jene, die an Krankheiten gestorben waren, für die es weder Namen noch Heilmitel gab (...), die an dem Gift im Wasser und dem Gift in der Luft und an dem vergifteten Gemüse und Obst aus der Erde umgekommen waren, jener Erde, die an dem Tag, an dem Pexton mit dem Bohren begann, vergiftet worden war. "
Sie haben es nicht gleich gemerkt, aber als immer mehr Kinder im Dorf sterben haben die Bewohner von Kosawa eins und eins zusammen gezählt und sind sich sicher, dass Pexton daran schuld ist. Die große amerikanische Firma bohrt mit der Genehmigung von der Regierung in der Nähe des Dorfes nach Öl und vergiftet dabei das Grund und Wasser. Die Dorfgemeinschaft versucht mit Pexton zu reden, wird aber nur vertröstet, dann wenden sich die Bewohner an die Regierung, was nur Verhaftungen und Repressionen bringt. Fassungslos, dass niemandem ihre Geschichte interessiert wenden sich die Menschen aus Kosawa an die Öffentlichkeit und zwar nicht in ihrem eigenem Land, sondern in der USA.
" Wie konnten sie fröhlich sein, wenn wir ihretwegen starben ? Warum sagten sie ihren Freunden bei Pexton nicht, dass sie aufhören sollten, uns zu töten ? "
Die Amerikaner sind von der Geschichte bewegt, es wird demonstirert, gespendet und Hilfe angeboten. Ein kleines afrikanische Dorf gegen einem amerikanischen Ölkonzern, David gegen Goliath, aber im wahren Leben enden solchen Geschichten nur selten auf die biblische Art.
" Aber Pexton konnte unser Land nicht verlassen. Es gab noch immer so viel Öl unter unserem Land. Warum wegen Gewissensbissen darauf verzichten ? "
Das Geld regiert die Welt und öffnet alle Türen - bildhaft und mit viel Elan erzählt Imbolo Mbule wie weit Profitgier gehen kann. Korrupte Regierungen, soziale Ungerechtigkeit und die Machtlosigkeit der Schwachen, dazu Umweltthematik und viel afrikanischen Charme - diese Geschichte ist sehr vielschichtig, immer noch aktuell und sehr fesselnd. Die Kapiteln sind aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. dadurch erfährt man mehr über den Alltag im Dorf, die Kultur und die Gebräuche, was die Erzählung lebendiger macht. Sehr interessant und realistisch dargestellt fand ich die Entwicklung der Dorfbewohner. Anfangs war für sie selbstverständlich, dass sie Hilfe bekommen müssen, sterbende Kinder sollen doch niemandem egal sein... Als sie langsam begreifen, wie die Welt draußen funktioniert fangen sie sich zu wehren, bis sie irgendwann selbst die Grenze überschreiten und mit unfairen Mitteln zu kämpfen. Das bringt aber leider keine Lösungen, sondern noch mehr Probleme...Es ist ein uraltes, aber immer noch aktuelles Konflikt, in dem Moral und Anständigkeit keine Chancen auf Erfolg haben...
Ich fand das Buch wirklich großartig, gut geschrieben, klug und nachdenklich machend. Ich möchte es unbedingt weiterempfehlen, weil die angesprochenen Themen irgendwie auch uns alle betreffen.
"Manchmal stellen wir unseren Kindern Fragen über die Autos, die sie fahren. Die Autos sind offenbar größer als je zuvor und brauchen mehr Öl. Machen sie sich darüber Gedanken ? Denken sie an die Kinder, die leiden, wie wir eins gelitten haben, damit sie so viel Öl haben können, wie sie wollen ? Machen sie sich Gedanken darüber, ob vielleicht irgendwann der Tag kommt, an dem kein Öl mehr übrieg ist unter der Erde ? Sie lachen über unsere Fragen . "