für alle Elsass-Fans

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„Wie uns die Liebe fand“ ist ein märchenhafter Roman. „Wir“ das sind die Madame Nanon, genannt Madame Nan, und ihre vier Töchter. Madame Nan, 92 Jahre alt, erzählt rückblickend ihre Geschichte, die eng mit dem fiktiven elsässischen Dorf Bois-des Val verwoben ist.
Mosaikartig lässt Claire Stihlé ihre Protagonistin dabei verschiedene Zeitebenen durchlaufen. Madame Nan – zweifache Witwe und Elsässerin durch und durch - erzählt in einem lebendigen Plauderton. Man kann sie dabei fast schon vor sich sehen, wie sie in ihrem Bemühen, ihre Geschichte der Reihenfolge nach zu erzählen, doch immer wieder abschweift, Assoziationen und Erinnerungen folgt, um dann doch wieder zum Wesentlichen zurückzufinden.
Der Ort des Geschehens ist das Dorf mit seiner Dorfgemeinschaft. Während des Lesens möchte man Teil dieses Dorfes sein, Teil dieser Gemeinschaft, die zwar nicht ohne Konflikte, aber doch in vertrauter Nachbarschaft zusammenlebt. Jeder weiß hier alles von jedem, oder glaubt es zumindest. Zentraler Ort im Dorf ist das Laden-Café Chez Malou, um das ein Großteil der Geschichte kreist.
Die Menschen, die sich in dieser Geschichte bewegen, sind Charaktere mit Eigenarten. So erzählt Madame Nan mit verschmitztem Lächeln Geschichten aus der Nachbarschaft, kleine Intrigen und große Dramen. Vor allem aber erzählt sie von ihren vier Töchtern, den beiden Schwiegersöhnen „in spe“ und von ihrem Nachbarn, Monsieur Boberschram, dem ehemaligen Besitzer von „Chez Malou“. Dieser weckt Madame Nans Interesse mehr, als sie es anfangs wahrhaben möchte. Sie ahnt lange nicht, dass Monsieur Boberschrams Zurückhaltung auf die gemeinsame Vergangenheit zurückzuführen ist. Und es wird lange dauern, bis so manches Geheimnis dann endlich ausgesprochen ist.
Alles im Dorf ändert sich, als Madame Nans älteste Tochter zusammen mit ihrem Lebensgefährten Malou so genannte „Liebesbomben“ erfindet, die sie geschäftstüchtig vermarktet und der Familie so zu Wohlstand und Ansehen verhilft. Diese Duftkugeln sind in der Lage, bei Menschen eine Art Liebestaumel hervorzurufen, der dann auch das gesamte Dorf in eine Art Verzückung versetzt. An dieser Stelle wird der Roman dann märchenhaft. Aber diese Liebesbomben spielen eine zentrale Rolle bei der Geschichte, die sich – so der Wunsch ihrer Töchter - zwischen Madame Nan und Monsieur Boberschram anbahnen soll.
Gelungen ist vor allem die amüsierte Sichtweise einer Mutter auf ihre Töchter. Es gelingt ihr, sie in der Rückschau so sein zu lassen, wie sie sind und sich mit all ihren Eigenarten entwickeln. Jede Mutter wünscht sich diese Gelassenheit. Überhaupt lebt der Roman von seiner starken Protagonistin.
So manches Motiv wird ein wenig überstrapaziert, zum Beispiel die zweitälteste Tochter Anne, die ihr Gesicht in der Regel im Nacken ihres Freundes versenkt, oder das exzessive Liebesleben der ältesten Tochter Marie.
Wie in einem richtigen Märchen wird auch diese Geschichte natürlich gut ausgehen. Am Ende des Romans finden sich dann noch die Rezepte all der Gerichte, die die begeisterte Hobbyköchin Madame Nan in ihrer Geschichte gekocht und gebacken hat. Das ist eine originelle Idee und vermittelt zusätzlich etwas von dem Lokalkolorit, das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht.
Kurzum: Eine lesenswerte, kurzweilige märchenhafte Geschichte, die dann besonders interessant wird, wenn es um die wechselvolle Geschichte des Elsass geht. Ein Muss für Elsass-Fans.