Madame Nan und ihre Töchter

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"Wie uns die Liebe fand" von Claire Stihlé spielt in Bois-des-Val im Elsass, einer Gegend, die in der deutsch-französischen Geschichte eine besondere Rolle gespielt hat. Im Mittelpunkt der Handlung steht Madame Nanon, genannt Madame Nan, Mutter vierer Töchter. Sie hat ihren ersten Mann und Vater ihrer Kinder früh an den Krebs verloren und lässt im Roman im stolzen Alter von 92 Jahren ihr bewegtes Leben Revue passieren.

Dadurch, dass das Elsass schon immer Spielball der politischen Interessen der Deutschen und der Franzosen war, hatten die Bewohner des kleinen Dorfes vor allem während des Zweiten Weltkrieges viel mitzumachen. Als anschließend wieder Ruhe eingekehrt ist, verliert sie noch recht jung ihren ersten Ehemann und muss sich und ihre Töchter alleine durchbringen. Irgendwann vermacht ihr ihr Nachbar Monsieur Boberschram seinen leicht vernachlässigten Dorfladen, den sie dann zusammen mit ihren Töchtern wieder auf die Erfolgsspur bringt, besonders nachdem ihre älteste Tochter Marie "Liebeskugeln" erfindet und ins Sortiment des Ladens aufnimmt, die dazu führen sollen, dass ihre Besitzer sich ineinander verlieben. Nur mit einer neuen Liebe für Madame Nan wird es irgendwie nichts, obwohl Monsieur Boberschram ihr Interesse geweckt hat. Doch daran ist auch die bewegte Geschichte des Elsass wieder nicht unschuldig, was Madame jedoch noch nicht ahnt.

Ich fand es spannend, mit Hilfe des Romans in eine andere Zeit und eine andere Gegend einzutauchen. Meist werden Geschichten, die (auch) in der Zeit des Nationalsozialismus spielen ja aus der Sicht von Deutschen beschrieben, hier erfährt man hautnah, wie es war, zu dieser Zeit im Elsass zu leben. Die Protagonist*innen sind alle auf ihre Art liebenswert, besonders Madame Nan. Manchmal war mir die Erzählweise aber etwas zu ausufernd, manche Begebenheit hätte man auch kürzen oder ganz weglassen können. Gleiches gilt für die Schilderungen der sexuellen Aktivität der Töchter, das ist aber Geschmackssache.