Schöner Ausflug ins Elsass

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
soaphie Avatar

Von

Ein Buch über das Elsässisches Dorf Bois-de-Val und dessen Bewohner, die Liebe, Kriegsgeschichte, Verrat, Geschwister, Familie bzw. Mutter-Tochter-Beziehungen, eine Geschäftsidee, Voodoo und was sonst im Leben wichtig ist...
Mademoiselle Nan schaut mit 92 Jahren zurück auf ihr Leben. Früh verwitwet, allein mit 4 Töchtern hat sie einiges erlebt und lässt uns teilhaben an ihrer Geschichte. Sie spricht uns Leser direkt an und erzählt, wie die Erfindung ihrer ältesten Tochter Marie ein ganzes Dorf verändert.
Soweit auch der Klappentext. Eigentlich geht es um den Lebensmittelladen in Nans Wohnort, der Monsieur Boberschram gehört. Nachdem Maries Freund Malou M. Boberschram vor einem Einbrecher rettet, gewinnt dieser das Ansehen des ganzen Dorfes (obwohl er aus Algerien stammt!) und M. Boberschram schenkt Nan zum Dank den Laden. Sie bringt ihn mit Hilfe ihrer Töchter und den 2 Verlobten auf Vordermann, so dass 'Chez Malou' zum zentralen Treffpunkt des Ortes wird. Hier vertreibt Marie ihre Liebesbomben, die mit Zauberkräften und Voodookenntnissen von Malou belegt sind, so dass der ganze Ort sich irgendwann im Liebestaumel befindet und Schmetterlinge um die frischverliebten Paare flattern...Für diese übertriebene Darstellung bekommt der Roman einen Punkt Abzug, das war mir zu viel Verliebtheit wegen ein paar Schlammkugeln, handgerollt im Baumhaus, zu viel Mystik und merkwürdig dargestellter Aberglaube!
Der Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist die Liebe von Nan zu M. Boberschram, die erst unbemerkt und unerwidert scheint, dann aber doch bemerkt und eingestanden und dann wiederum unerhört bleibt, am Ende kommen sie wohl doch noch zusammen. Auch hierfür gibt es von mit einen Punkt Abzug, es war mir zu viel unausgesprochenes Gefühl, ein ungelesener Brief und mehrere Zeitebenen, das fand ich nervig! Nach ein bisschen Hin und Her und verheimlichten Gefühlen hätte ich mir ein klareres, mutigeres Ende gewünscht, der die besondere Stärke und Atmosphäre der Protagonisten und des Romans unterstrichen hätte, denn da war, meiner Meinung, nach ganz viel Potenzial.
Mir hat die Sprache der Autorin gut gefallen, der Roman lässt ein wohliges Gefühl zurück. Einerseits fühlte ich mich oft zur Familie gehörend, als würde ich am großen Esstisch in der Wohnküche sitzen und den Gesprächen der Töchter mit ihrer Mutter lauschen. Andererseits fand ich die Erzählstränge schwach, teilweise schweift Nan seitenweise in Unwesentliches ab, da hatte das Buch echt Längen und ich habe das Interesse verloren, fand es schwer, irgendeinen Handlungsstrang zu entdecken.
Die Erfindung der Liebesbomben hatte gar nicht so einen großen Einfluss auf die Geschichte wie der Klappentext angedeutet hat, da wäre mehr drin gewesen!
Alles in allem ein nettes Buch, das gut zu lesen ist, am Ende noch mit den Rezepten zu den im Buch erwähnten Gerichten aufgewertet wird aber nicht ganz meine Erwartungen erfüllt, da es interessant und mit subtilem Humor beginnt und dann im Lauf der Geschichte abflacht.