Sehr detailliert und langatmig, dennoch eine schöne Familiengeschichte

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hundeliebhaberin Avatar

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Madame Nan, mittlerweile 92 Jahre alt, erzählt aus der Retrospektive von ihrem Leben als junge Frau im Elsass. Wie die deutschen Soldaten in ihr Dorf kamen, wie das die Stimmung verändert hat, wie sie später ihren Mann verlor und ihre fünf Töchter allein großziehen musste, und wie sie den Laden ihres Nachbarn Monsieur Boberschram geschenkt bekamen, in den sie sich verliebt.


Der Anfang gefiel mir gut. Der Ton, in dem Madame Nan erzählt, ist ruhig, sie lässt sich Zeit, das Dorf, ihre Töchter, die Beziehung zu ihnen zu beschreiben und wie ihre beiden ältesten ihre Freunde kennengelernt haben. Als Marie und Malou jedoch auf die Idee mit den Liebesbomben kamen und sehr langatmig und wiederholend beschrieben wurde, was das mit den Bewohnern macht und wie viel Sex plötzlich im Dorf herrschte, fand ich vieles davon sehr absurd, zu detailliert beschrieben und habe auch keine Relevanz feststellen können.

Madame Nan hätte ich das eine oder andere Mal schütteln können, wenn es um Monsieur Boberschram und ihre unerwiderte Liebe ging. Auf der einen Seite hat sie sich und ihre Töchter als sehr starke Frauen beschrieben, die sich durchsetzen, und dann lässt sie sich über Jahre hinweg von ihrem Nachbarn fast schon herablassend und demütigend behandeln. Aber gut, im Grunde war das sicherlich vermeintlich wichtig für das "Geheimnis aus der Vergangenheit", das die beiden verbindet und spät aufgelöst wird.

Den Schluss fand ich dann wieder besser als den Mittelteil, bei manchen Dingen wusste ich, weshalb auf die Art erzählt wurde, wie Madame Nan es tat, vieles blieb noch immer absurd, langatmig, irrelevant und zu detailreich. Trotzdem konnte der Schluss auf fast schon versöhnliche Art einiges wiedergutmachen.

Ein Roman, dessen Plot im Grunde gut ist, der ohne große Höhen und Tiefen vor sich hin plätschert und zwischendurch gut gelesen werden kann, wenn man sich viel Zeit nimmt und auf die Voodoo-Künste der Liebesbomben einlässt.