Nervenaufreibender als jeder Thriller...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
justine Avatar

Von

ist das Szenario, das Pero Mićić von unserer Zukunft zeichnet. Ein Bild, dass mir den Schlaf raubt; dank des Kurzzeitdenkens jedoch nicht lange.

Der "homo praesens" will nicht warten. Sehenden Auges entscheidet er sich unter mehreren Alternativen fast immer für die, die ihm im Augenblick Befriedigung verschafft, auch wenn eine andere auf lange Sicht nachhaltiger ist. Unser derzeitiges, kurzfristiges Wohl und Vergnügen ist uns wichtiger als eine gute Zunkuft.

Aber nicht nur das Individuum trifft unkluge Entscheidungen und verbaut sich damit seine Zukunft. Gewählten Vertreter und Manager großer Unternehmen treffen Absprachen, die Auswirkungen auf Millionen von Menschen haben. Probleme werden gegebenenfalls erkannt und dennoch hingenommen. Die Lösung auf einen Zeitpunkt vertagt, der nicht greifbar ist: die Zukunft. Als Beispiele jünster Vergangenheit werden die Renten- und Pflegeversicherung sowie die Atombombe genannt.

Die Zukunft ist nicht real. Wir haben sie nicht erlebt und können sie uns daher auch nicht vorstellen. Wir messen sie an der Vergangenheit und da es bisher gut gegangen ist, wird das auch künftig so sein. Wird das Problem schließlich akut, ist es oft schon zu spät. Ein kurzfristiger Ausweg wird gesucht, der ein Loch schließt, um an anderer Stelle ein viel größeres zu verursachen.

Statt unseren Verstand zu nutzen, verlassen wir uns lieber auf unsere Emotionen. An schlechte Nachrichten haben wir uns zwischenzeitlich gewöhnt, sodass wir uns zurückziehen und abwarten in der Vorstellung, dass es schon nicht so schlimm wird.

Aber auch wenn wir zukunftsdumm geboren wurden, wie es der Autor ausdrückt, sind wir dennoch lernfähig. Diesen Umstand nutzt Pero Mićić, um zu erläutern, wie wir mit der Kurzfrist-Denke umgehen können und Konzepte für eine bessere Zukunft zu erarbeiten.

Das Buch setzt nicht auf neue Erkenntnisse. Den Verdacht, dass es nicht ewig so weiter gehen kann, hatte ich schon längst. Und auch andere Autoren haben bereits Ähnliches publiziert. Es bietet auch kein Patentrezept, wie wir unsere Zukunft optimieren können und wird bestimmt auch nicht dazu führen wird, die Zukunft, die vor uns liegt, völlig neu zu gestalten. Es offeriert aber Lösungsansätze und bietet Anlass, das (eigene) Handeln zu überdenken, etwas genauer und über den Tellerrand hinaus zu schauen.