Heimatlos

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buecherfan.wit Avatar

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In Selim Özdogans neuem Roman “ Wieso Heimat, ich wohne zur Miete” geht es um die Suche eines jungen Mannes nach seinen Wurzeln. Der junge Krishna Mustafa wurde 1990 als Sohn einer deutschen Mutter - Maria - und eines türkischen Vaters - Recep - geboren. Seine Eltern blieben 7 Jahre zusammen, bevor sie sich wegen unüberwindlicher Differenzen trennten. Der Sohn hat seinen Vater viele Jahre lang nicht mehr gesehen. Er ist Anfang 20, als ihn seine Freundin Laura verlässt, weil er seine Identität noch nicht gefunden hat. Krishna Mustafa beschließt, eine Weile in Istanbul zu leben und seinen Vater zur treffen.

Am Anfang des Romans wird die Geschichte seiner Eltern nachgeholt, und der Leser begleitet Krishna Mustafas erste Versuche, sich in der Türkei zurechtzufinden. Er spricht die Sprache einigermaßen. Dennoch ist ihm zunächst alles fremd, und die ersten Verabredungen mit seinem Vater kommen nicht zustande.

Selim Özdogan beschreibt Erfahrungen, die er vermutlich als zweisprachiger Deutschtürke selbst gemacht hat: wie es ist, zwischen zwei Kulturen zu leben und nirgendwo richtig dazuzugehören. Özdogans Stil ist sehr ansprechend, mal lakonisch : ”Beide hielten es für Liebe. Vielleicht war es das auch.” S. 10), mal poetisch-humorvoll wie bei der Beschreibung des Endes der elterlichen Beziehung: “Irgendwann hing der Segen so schief, dass er vom Dach herunterstürzte, auf die Erde fiel und ein letztes Mal nach Luft schnappte. Man sah nur noch das Weiße in seinen Augen und dann starb er, ganz unchristlich, ohne Aussicht auf Wiederauferstehung.” (S. 11)

Mir hat die Leseprobe sehr gut gefallen, und ich bin gespannt, wie sich die Suche nach den Wurzeln im einzelnen gestaltet. Özdogan ist seit 20 Jahren im Literaturgeschäft und hat mehrere Auszeichnungen für seine Romane bekommen. Ich rechne mit einer sehr lohnenden Lektüre.