Auf Identitätssuche

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timphilipp Avatar

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Der Deutsch-Türke Krishna Mustafa tauscht nach der Trennung von seiner Freundin für ein halbes Jahr sein WG-Zimmer in Freiburg mit dem seines Cousins in Istanbul, wo er seine ersten sechs Lebensjahre verbracht hat. Dort will er seinen Vater wiedersehen und seine Identität finden.

In einer Aneinanderreihung vieler Dialoge zwischen dem Protagonisten und den Personen, die er während seines Istanbul-Aufenthaltes kennenlernt oder wiedertrifft, werden uns sowohl die türkische als auch die deutsche Kultur nahegebracht. Geschickt werden Klischees und Vorurteile über das jeweils andere Volk eingeführt und aufgeräumt. Alles ist in manch witzige Situation eingebettet, in die der eher unreif und weltfremd, aber durchweg sympathisch wirkende Krishna Mustafa immer wieder gerät (z.B. verfehlt er seinen Vater wiederholt bei Starbucks, weil es diesen in der Einkaufsmeile mehrmals gibt). Von sehr aktuellem Bezug sind die regelmäßig eingeflochtenen kritikreichen Ansichten über die Politik Erdogans, die vor allem von Krishna Mustafas studentischen Mitbewohnern vertreten werden. Erschwert wird der Lesefluss dadurch, dass die so dominante wörtliche Rede weder durch Anführungszeichen noch sonst wie kenntlich gemacht wird, und den jeweiligen Sprechern manchmal schwer zugeordnet werden kann.

Alles in allem ein unterhaltsamer Roman.