Krishna Mustafa

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Selim Özdogan – Wieso Heimat, ich wohne zur Miete
Selim Özdogan schreibt über Krishna Mustafa, einen Deutschtürken, der zunächst in Istanbul aufwuchs und dann ins deutsche Freiburg zog. Seine Mutter, eine deutsche Hippie- und Ökoanhängerin trennte sich in Deutschland schon recht schnell von seinem türkischen Vater, der zurück nach Istanbul zog, um dort eine neue Familie zu gründen. Krishna Mustafa wuchs so zwischen zwei Welten auf und bekam doch immer wieder zu hören, wie gut er die jeweilige Sprache spricht. Als seine Freundin Laura ihn wegen seiner nicht vorhandenen Identität verlässt, beschließt Krishna Mustafa mit seinem Cousin Emre das Wg-Zimmer zu tauschen und nach Istanbul zu ziehen. Dort lernt er nicht nur seine Mitbewohner kennen, sondern auch alle Bewohner der Straße, seinen Vater, dessen Familie und noch viele weitere Menschen, die sich mit ihm über Gott, die Welt und seine Identität. Doch ob Krishna Mustafa dort wirklich seine Identität findet, wie er zu einem djihadistischen Rapper wird und was Tulpen alles vollbringen können, muss sich der gewillte Leser selbst erarbeiten bzw. erlesen.
Selim Özdogan schreibt sehr kurzweilig und unterhaltend. Er schreibt sowohl umgangssprachlich, wie er Werkzeuge der antiken Tragödie, wie den Chor verwendet. Dabei bringt er Denkanstöße, die erfrischend anders sind und den Lesenden nachhaltig beschäftigen. Özdogan ist dabei sehr aktuell und spricht Themen wie die Proteste im Gezi-Park oder Pegida an. Dabei geht er wohl bewusst das Risiko ein, dass sein Buch bald nicht mehr aktuell sein wird. Auch ist interessant, dass er im Nachwort verschiedene Plattformen für eine Diskussion nennt und den Lesenden zur Verfügung stellt. Doch wie lange die Diskussion dauern wird bleibt fraglich. Dennoch ist es eine schöne Art „traditionelle“ und „neue“ Medien zu verbinden.