Krishna Mustafa sucht seine Wurzeln

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elviga Avatar

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Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, weil ich Özdogan bereits kenne und sehr mag. Sein "Die Tochter des Schmieds" gehört zu meinen Lieblingsbüchern.
Sein neuer Roman ist allerdings sehr anders und nicht vergleichbar damit.
Krishna Mustafa lebt in Freiburg, ist Student und recht zufrieden mit seinem Leben. Doch als seine Freundin Laura ihn verlässt und ihm dabei rät, erst einmal seine Identität zu suchen, sieht er sich gezwungen etwas zu ändern.
Er ist der Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters, die sich während der Hippie - Zeit im "Pudding Shop" in Istanbul, einem Treffpunkt der Hippieszene kennen und lieben gelernt hatten. Die Ehe ging so lange gut, bis die Mutter darauf drängte, nach Deutschland zu ziehen um ihr Kind in eine Waldorfschule zu bringen. Krishna Mustafas Vater lebt nun seit langem wieder in der Türkei und hat dort einen neue Familie gegründet.
Unser junger Protagonist zieht nun auch für ein paar Monate nach Istanbul, um seine Identität, seine Wurzeln zu finden.
Er lebt in einer Wohngemeinschaft und bewegt sich in Kreisen der jungen Leute, die stark bei den Gezi-Park Protesten mitgewirkt hatten. Er begleitet seine neuen Freunde zu Demonstrationen, er geht auf Konzerte, ja sogar zu einem Auftritt von Erdogan. Doch es handelt sich nicht um den türkischen Ministerpräsidenten, sondern um einen Comedystar gleichen Nachnamens.
Krishna Mustafa lernt immer besser Türkisch, taucht tief in diese für ihn neue Welt ein, verpasst seinen Vater immer wieder, um ihn letztendlich doch zu treffen und dessen neue Familie kennen zu lernen. Außerdem trifft er immer wieder zufällig auf ein Mädchen mit Dreadlocks. Doch er kann seine Laura in Freiburg nicht vergessen...
Ob Krishna Mustafa seine Identität findet, das mag dahingestellt bleiben, doch er macht sicher wichtige Erfahrungen für sein Leben.
Das könnte uns als Leser natürlich ziemlich kalt lassen, wenn uns dieser junge Held nicht mittlerweile sehr ans Herz gewachsen wäre. Mit einer unglaublichen Mischung aus Naivität, Ehrlichkeit, Humor und echter Neugierde für die Welt um ihn herum verzaubert er zumindest mich, doch ich bin sicher, dass es anderen Lesern ähnlich gehen wird.