Migrationshintergründig

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
boris g. Avatar

Von

Selim Özdogan ist hier ein ganz besonderes Kunststück gelungen: Ohne Pathos, ohne Klischee und mit einer großen Portion Humor erzählt er von Multikulti-Identitätssuche, von der Frage, was denn Heimat ist und von klassischen Missverständnissen, die aus Angst oder Nichtverstehen des Anderssein erwachsen.
Krishna Mustafa, Produkt einer Beziehung eines deutschen Hippie-Mädchens auf dem Landweg nach Indien und einem türkischen Kioskbetreibers, bekommt von Freundin Laura nicht nur den Laufpass, sondern auch den Hinweis, er solle sich einmal auf die Suche nach seiner Identität machen. Also tauscht Krishna, der in Deutschland aufgewachsen ist, seine Wohnung mit seinem Istanbuler Cousin. Was er dort erlebt, ist ihm einerseits fremd, interessiert ihn aber auch. Und ausgestattet mit einer Portion Mutterwitz, aber ebenso mit einer Parzivalschen Naivität, bringt sich Krishna in die irrwitzigsten Situationen, die den Leser nicht nur wunderbar unterhalten, sondern auch das Lebensgefühl einer ganzen Generation, nämlich der typischen Migrationshintergrund-Kids, beschreibt. Nicht immer gelingt es Özdogan, sein Tempo und seinen Pointenreichtum auf dem Level des ersten Drittels zu halten, doch im Ganzen ist der Roman empfehlenswert, weil er mit einem schwierigen Thema leichtfüßig und liebevoll umgeht.