Wieso Heimat, ich wohne zur Miete

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Selim Özdogan ist als Sohn türkischer Eltern 1971 in Köln geboren, wo er auch heute noch lebt. Bei seinem halbjährigen Schreibaufenthalt in Istanbul entstand die Idee zu dem neuen Roman "Wieso Heimat, ich wohne zur Miete", der nicht nur aufgrund seines originellen Titels und des lustigen Covers, das einen Mann zeigt, der auf dem Halbmond sitzt und scheinbar zwischen den beiden Erdteilen in der Luft schwebt, besticht. Der Roman lebt von den Beobachtungen seiner Hauptfigur.
Die klug konstruierte Figur des Romans ist Krishna Mustafa, der aufgrund seines türkischen Vaters und der deutschen Mutter über beide Pässe verfügt. Nachdem die Ehe der Eltern am deutschen-türkischen Frau-Mann-Rollenverständnisgescheitert ist, bleibt er bei seiner Mutter in Freiburg. Bewegung kommt in die Geschichte, als ihn seine Freundin Laura verlässt, weil sie ihm vorwirft, dass er seine Identität noch nicht gefunden hat. Daher reist er kurzerhand nach Istanbul, um sich und seiner Herkunft auf die Spur zu kommen. Unterkunft findet er in der WG seines Cousins, der im Gegenzug eine Zeitlang in Deutschland leben will. Von der Zeit in Istanbul verspricht er sich auch einen näheren Kontakt zu seinem Vater, den er seit 12 Jahren nicht mehr gesehen hat. Der Roman lebt von sehr feinsinnigen Beobachtungen über deutsch-türkische Kultur- und Meinungsunterschiede. Kurzfristig gerät Krishna Mustafa durch leichtsinniges Verhalten ins Visier des Verfassungsschutzes und dadurch auch wieder enger In Kontakt mit seiner verflossenen Liebe Laura. Obwohl, soviel sei verraten, es kein Happy-End gibt und die politischen Verhältnisse in der Türkei auch nur oberflächlich gestreift werden, ist es ein durchaus lesenswerter Roman, der die alte Frage, was macht uns zu dem, der wir sind, wieder um neue Facetten der Betrachtung erweitert.