Wieso Heimat, ich wohne zur Miete

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canyouseeme Avatar

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Krishna Mustafa wird von Laura verlassen, weil er seine Identität noch nicht gefunden hat. Aber wer hat das schon? Doch Krishna lässt es auf einen Versuch ankommen und zieht vorübergehend von Freiburg nach Istanbul.
Dort will er seinen Vater treffen, die Türkei kennenlernen und seine Wurzeln suchen. Ein halbes Jahr später weiß er über seine Wurzeln zwar immer noch nicht mehr, dafür aber eine ganze Menge über die Türken und die Deutschen, über Erdoğan und den Gezi-Park, über Moscheen und Starbucks, darüber, wie man mithilfe von Gebets-Apps zum guten Moslem und mithilfe des richtigen Haarschnitts zum Islamisten wird.

Selim Özdogans Roman ‚Wieso Heimat, ich wohne zur Miete‘ besticht durch einen sehr angenehmen Sprachstil und eine kluge, humorvolle und verständliche Sprache.
Sehr gut gefallen haben mir die Kapitelüberschriften, in denen kurz abgerissen wird, was im folgenden Kapitel passieren wird. Das kannte ich so noch nicht und es war mir eine willkommene Abwechslung.
Die fehlenden Anführungszeichen bei Dialogen haben mir das Lesen zu Beginn etwas erschwert, ich habe mich jedoch sehr schnell damit zurecht gefunden.
Auch die Darstellung der Charaktere hat mir sehr gut gefallen, sie wirkten authentisch und realitätsnah. Orte und Menschen waren bildlich beschrieben, so dass ich zu den jeweiligen Handlungen zahlreiche Bilder im Kopf hatte.
Die Stimmung des Romans ist eher humorvoll und pointiert, dennoch bin ich an einigen Stellen ins Grübeln gekommen und habe mir viele Gedanken gemacht.
Insgesamt ist ‚Wieso Heimat, ich wohne zur Miete‘ ein humorvoller und kluger Roman, der über das Leben in zwei Kulturen berichtet und dabei die gängigen Klischees aufs Korn nimmt.