Weston Cogi – Ermittler wider Willen

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biancaneve_66 Avatar

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Weston Kogi kehrt nach 15 Jahren in seine Heimat Alcacia zurück - zum Begräbnis seiner Tante Blossom, die ihrem Neffen ein sicheres in England ermöglicht hatte. Die Studentenunruhen und Straßenschlachten von damals sind vorbei, aber dennoch scheint sich – im vom Autor erfundenen – Land nicht viel verändert zu haben. Er hätte den korrupten Staat nach dem Begräbnis wieder verlassen können - hätte er sich nicht als Mordermittler der Londoner Polizei ausgegeben. Denn nun soll er den Mord an einem Konsenspolitiker aufklären. Keine leichte Aufgabe, wie es scheint.
Das ins Orange-Rote getauchte Cover erinnert an eine Abrechnung im Abendrot; der einsame Rächer steht mitten auf der Straße eines eher heruntergekommenen Viertels. Der Schreibstil ist sehr einnehmend. Fast möchte man ihn als einfach bezeichnen, aber dem ist nicht so. Der Autor packt sehr viel von den Gefühlen des Ich-Erzählers in die Sätze, von seinen Erinnerungen und Ängsten bekommt man so sehr viel mit. Durch die genauen Beschreibungen fühlt man sich an den Handlungsort versetzt, sowohl unerträgliche Hitze als auch die verschiedensten Gerüche werden dem Leser nähergebracht. Stellenweise ist die Sprache humorvoll, an sehr vielen anderen Punkten überwiegt die Deftigkeit. Trotz einer Menge an Kraftausdrücken ist der Schreibstil doch sehr angenehm – so widersprüchlich das scheinen mag.
Der Autor hat mit dem fiktiven Land in Afrika einen ungewohnten Schauplatz erschaffen. Traditionen, die in den Familien hochgehalten werden, die auf Ehre und Vertrauen ruhen wechseln mit dem politischen Hintergrund, der auf Korruption zu basieren scheint. Der Protagonist Weston ist eigentlich recht sympathisch. Ungewollt und unverhofft gerät er an die Aufgabe eines Mordermittlers. Er trifft bei seiner Suche auf Korruption, Betrug, Vertuschung, Gewalt, aber auch auf Bräuche und Legenden. Im Lauf der Ermittlungen kommt er nicht immer ungeschoren davon. Viele der haarsträubenden Szenen möchte man daher eigentlich kaum glauben – sie erinnern dann doch auch an einen Agentenkrimi, dessen Protagonist gerade noch so dem Tod entspringt, um im nächsten Augenblick mit einer hübschen Frau im Bett zu landen.
Dennoch kann man sich vorstellen, dass die Gegebenheiten im fiktiven Alcacia gar nicht ungewöhnlich sind, wie sie scheinen, ja, dass sie tatsächlich in bestimmten Ländern gegeben sind. Man lernt in diesem Buch auch einige geschichtliche Fakten kennen, die der Autor geschickt in die Handlung einfließen lässt. Spannen, unterhaltsam, ungewöhnlich – was braucht es mehr zu einer Leseempfehlung?