Sehr enttäuschend

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abenteuerpiratin Avatar

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Leider konnte mich dieses Buch gar nicht überzeugen! Es war mein erster Roman von Kira Mohn und da es von vielen sehr geliebt wird, hatte auch ich die Erwartung, dass es mir gefallen würde.

Das Setting war auch ganz nach meinem Geschmack: Kanadas Natur ist einfach wundervoll und beim Lesen bekommt nach richtig Fernweh! Kanada ist auf meiner Reiseliste auf jeden Fall weiter nach oben gerückt.

Ansonsten konnte ich dem Buch und der Geschichte leider nicht sehr viel abgewinnen. Haven wurde mMn als „seltsames Waldmädchen“ karikarisiert und das oft in einem negativen Sinne, was sich durch das ganze Buch zog. Nicht selten musste ich die Augen verdrehen, wenn schon wieder ihre Eigenarten herausgestellt wurden. Ihre Persönlichkeit wurde allein durch ihre Verschrobenheit, Andersartigkeit und Naivität beschrieben. Unabhängig ihres zurückgezogenen Lebensstils, fand ich die Darstellung übertrieben, schließlich hat sie nicht hinterm Mond gelebt, sondern sogar eine urbane Kindheit erlebt. Haven ist sozial unbeholfen, aber selbst für ein Fernstudium ist eine gewissen Eigenständigkeit und Kommunikation mit anderen (und Gleichaltrigen) vorausgesetzt. Ich hatte das Gefühl, es wird wiederholt auf ihre Entrücktheit Bezug genommen und diese überspitzt fokussiert.

Auch die Beziehung zu Jackson konnte dieses Gefühl nicht verbessern, eher verschlimmern. Er hat sich als ständiger Aufklärer, Beschützer und Lehrer gerühmt, der dem neuen Mädchen aus dem Wald alles „zum ersten Mal“ zeigt. Gerade die ständige Gegenüberstellung von „seiner“ und „ihrer“ Welt fand ich auf Dauer anstrengend, da es vor allem bei total oberflächlichen Aspekten zur Sprache kam. Die Beziehung insgesamt fand ich sehr merkwürdig und teils kindisch. Beim Händchenhalten wird direkt ein fester Beziehungsstatus deklariert und generell wurde nach wenigen Treffen unausgesprochen von einer festen Beziehung ausgegangen.

Jackson fand ich als Protagonist allerdings etwas vielschichtiger und interessanter. Bei ihm war auch eine wirkliche Entwicklung erkennbar, was man bei Haven nicht gerade sagen kann. Hier hat sich hauptsächlich ihr Umfeld bzw. die Reaktion ihres Umfeldes verändert, nachdem sie sich angepasst hat. Ich finde schade, dass der Eindruck entsteht, man müsse sich rein oberflächlich verändern, um Akzeptanz zu erfahren.

Die Freundschaft zwischen den Jungen konnte ich nicht nachvollziehen, für mich waren sie keine Freunde, sondern eher eine Zweckgemeinschaft, die Jackson total ausgenutzt hat! Er profitierte und war eigentlich nur genervt, was ich sehr unsympathisch fand. Natürlich gab es wiederholt Grenzüberschritte und echt doofe Sprüche, aber es klang nicht so als hätten sich diese Gewohnheiten erst in den letzten Monaten entwickelt, sondern bei ihrem Kennenlernen hat es Jackson scheinbar nicht gestört.

Leider gar ein Buch für mich! Der Schreibstil war schön, konnte mich aber auch nicht hunderprozentig begeistern oder die Kritikpunkte wettmachen. Da der nächste Band andere Protagonist:innen fokussiert, werde ich ihn vielleicht lesen, vermutlich aber nicht sehr bald.