Das Warten hat sich gelohnt! 5*e für HAP

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florinda Avatar

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Kriminalromane bilden, denke ich an mein literarisches Beuteschema, nicht das dort an vorderster Spitze sitzende Genre, aber dieser hier, eigentlich nur 2. Wahl, da "mein Historienschmöker" auf einmal leider nur noch als e-book erhältlich war, haute mich - im positiven Sinne! - geradezu vom sprichwörtlichen Hocker. Joe. R. Lansdale lässt seinen in der Ich-Form erzählenden Protagonisten Hap erfreulich oft skurrile, zärtliche oder originelle Worte finden. So bezeichnet er beispielsweise winterlich unbelaubte Eichen im Vergleich zu im immergrünen Nadelkleid stehenden Fichten als "hemdsärmelig" und gedenkt gleich auf der nächsten Seite seiner Jugendliebschaften mit den Worten "Ich schlief nicht nur mit Rosa Mae, sondern auch mit anderen tollen Mädchen, an die ich mich bis heute gern zurück erinnere. Mädchen, die mir das Gefühl gaben, ein Mann zu sein, und denen ich hoffentlich das Gefühl gab, eine Frau zu sein, zumindest zeitweise." (Okay, das "zumindest zeitweise" wäre vor oder nach "hoffentlich" weniger missverständlich, aber für einen Mann ist der Gedanke an sich schon eine sehr bemerkenswerte Leistung, außerdem mag hier auch ein Übersetzer geliefert haben.) Ein Beispiel noch für den teilweise flapsig-sympathischen Umgang der beiden Titelhelden miteinander: Hap plant einen nicht ungefährlichen Tauchgang.
Leonard (schwul): "Ich lasse dich einfach nicht allzu lange unten bleiben... Wenn du nicht bald wieder hochkommst, komm ich runter und packe dich am Arsch!"
Hap: "Ich weiß, das ist dein Lieblingskörperteil, Leonard, aber bitte hol den Rest von mir doch auch mit rauf!"
Leonard: "Gebongt!"
Ja, die Sprache und auch die Geschichte sind manchmal recht hart, neben einem gemeuchelten Piepmatz gibt es etliche menschliche Leichen, aber die Lektüre war spannend, logisch und zudem mit vielen schönen Oldies versetzt.