Wild und Schwein

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Wildfutter, Regionalkrimi von Alma Bayer, 480 Seiten, erschienen im btb-Verlag.
Ein Rosenheim-Krimi bei dem sich alles um die wichtigste „Nebensache“ der Welt dreht und um Fußball.
Vitus Pankratz ist pensionierter Kommissar, eigentlich wollte er seinen Ruhestand ganz anders gestalten, nämlich mit einer Fotosafari im Wildschweingehege. Bis er sich versieht, stolpert er über eine abgetrennte Hand und somit in einen Kriminalfall. Eine Hand ohne den dazugehörigen Körper, mitten unter der Wildschweinrotte. Er hat sofort eine Vermutung, wer die dazugehörige Leiche sein könnte, der seit einiger Zeit verschwundene Jugendfußballtrainer Marius „Tiger“ Wild. Mit von der Partie Vitus Tochter Johanna, die Lokalreporterin Jo Coleman. Da er vermutet, dass sein Nachfolger und die Kollegen von der örtlichen Polizei den Fall nicht alleine lösen können, nimmt er die Sache in die Hand und ermittelt. Kann er mit Hilfe seiner Tochter den Fall lösen?
Erst einmal hat mir das g‘spaßige Cover gefallen, welches mich ganz spontan angesprochen hat. Die einzelnen Kapitel sind kurz und aus wechselnder Perspektive geschrieben. Der Anfangsbuchstabe eines jeden Kapitels ist hervorgehoben durch eine größere Schriftart, dadurch ist der Kapitelanfang deutlich markiert. Das Buch beginnt sehr spannend und der Spannungsbogen bleibt auch gleichbleibend hoch. Gut gelegte falsche Spuren haben mich nicht nur einmal auf die falsche Fährte geführt, dadurch hatte ich viel Spaß beim Mitermitteln. Zwar zeichnet sich auf den letzten hundert Seiten ab, wer der Täter sein könnte, die endgültige Auflösung ergibt sich aber erst auf den letzten Seiten. Die Autorin hat in ihrem Werk keinesfalls an Wortwitz gespart, der jedem Bayern viel Freude macht, lustige schlagfertige Dialoge und eine Kaskade deftiger Schimpfwörter, brachten mich des Öfteren zum Schmunzeln. Meine bayrischen Lieblingsschimpfwörter z.B. Watschngsicht, Kniabiesla und Trutschn waren dabei, dazu habe ich noch einige andere deftige „kotlastige“ Kraftausdrücke kennengelernt. Insgesamt war die Geschichte aber etwas zu sehr „unterhalb der Gürtellinie“ angesiedelt. Einige Beschreibungen hätte ich in einer Geschichte dieses Genres nicht erwartet, wären aber m.E. so detailgenau auch nicht nötig gewesen. Sehr liebenswert fand ich, den Protagonisten, Vitus Pangratz ein bayrischer Elvis, ein Urviech, sehr sympathisch wie er sich um seine Tochter und seine Angebetete bemüht und sorgt. Ich könnte mir weitere Folgen mit dem Kommissar a.D. ohne Weiteres vorstellen. Auch Johanna seine Tochter hat mir gut gefallen, zu gerne wüsste ich wie die Zukunft mit ihrem Exmann sich gestaltet. Der neue Trainer Alois Steimer ist von Alma Bayer hervorragend charakterisiert worden. Die Geschichte zeigt auch deutlich auf, was zu ehrgeizige Eltern ihren Kinder heutzutage abverlangen, Mütter die ihren Söhnen, die Frisuren der angebeteten Fußballstars verpassen. Väter die die Versagerangst ihrer Kinder ignorieren. Kinder die ihre Jugend wegen der Zukunftspläne ihrer Eltern nicht genießen können, das hat mich stellenweise betroffen gemacht. Die Geschichte ist insgesamt gesehen gut. Für weitere Folgen ist aber noch Platz nach oben. Stellenweise wäre etwas weniger dick aufgetragen, mehr gewesen, übel fand ich das Wildsau-Burger Essen, das hätte ich nicht gebraucht. Ein Buch für Fans von Regionalkrimis mit Lokalkolorit, für Fußballfans und Freunde der deftigen bayrischen Mundart. Von mir dafür 4 Sterne.