Drei unterschiedliche Frauen und das Leben auf einem Hof.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
petral. Avatar

Von

Das Cover des Buches, auf dem drei unterschiedliche Blumen abgebildet sind, die wahrscheinlich die drei unterschiedlichen Frauen darstellen sollen, um die es in "Wildtriebe" geht, gefällt mir sehr gut und erinnerte mich an einen Bauerngarten.

Die Geschichte handelt von Lisbeth, Marlies und Joanna, drei Frauen aus drei Generationen und ihr gemeinsames Leben auf einem Bauernhof. Lisbeth, deren Brüder im Krieg gefallen sind, musste schon als junge Frau den elterlichen Hof übernehmen. Für sie war das auch selbstverständlich und sie lebte für diesen Hof, trug stolz ihre Tracht und achtete immer darauf, dass die Nachbarn bloß nichts negatives über die Bewohner des Bethches Hofes zu reden hatten. Konrad, der einzige Sohn verliebt sich dann zum Entsetzen seiner Mutter in Marlies, eine Städterin und das genaue Gegenteil einer Schwiegertochter, wie Lisbeth sie sich immer gewünscht hatte. Mit dem Einzug von Marlies beginnt ein Konflikt zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen, der allerdings immer eher im Stillen stattfindet, denn geredet wird auf dem Bethches Hof nicht viel. Schon gar nicht über Gefühle.
Also frisst jede ihren Ärger und Frust in sich hinein, jede gibt der jeweils anderen die Schuld, dass es so gar nicht harmonisch läuft. Liesbeth hofft in den ersten Jahren noch, dass sie Marlies schon noch beibringen wird, wie alles zu laufen hat. Marlies gibt sich auch Mühe, kann es Lisbeth aber nie recht machen, denn die akzeptiert keine Veränderungen, alles muss genau so laufen, wie es seit Generationen schon gelaufen ist und diesen hohen Erwartungen kann Marlies einfach nicht gerecht werden. Sie hat andere Wünsche für ihr Leben, möchte nicht nur Bäuerin sein.
Marlies Tochter Joanna ist dann die dritte im Bunde und sie steht irgendwie immer zwischen ihrer Mutter und ihrer Oma. Marlies wünscht sich für ihre Tochter ein selbstbestimmtes Leben, Bildung ist ihr ganz besonders wichtig, denn sie möchte nicht, dass Joanna so endet wie sie selbst. Lisbeth dagegen sieht in Joanna von Anfang an die nächste Großbäuerin und Erbin des Bethches Hofes. Und Joanna selbst, die hat ihre ganz eigenen Vorstellungen und Träume und erfüllt sich diese auch ganz selbstbewusst.

Mir gefiel "Wildtriebe" von Ute Mank sehr gut, der Schreibstil ist einfach und die Sätze und Dialoge so kurz, dass man sich genau vorstellen konnte, wie still , oft richtiggehend bedrückend es auf dem Bethches Hof zuging. Ich wollte manchmal beim Lesen direkt ausrufen "jetzt redet doch endlich mal Klartext miteinander". Ich empfand die Stimmung zwischen sämtlichen Familienangehörigen einfach deprimierend. Durch die Rückblenden in die Vergangenheit, wurde Lisbeths Verhalten teilweise verständlicher und auch Marlies hatte es nicht leicht aber wirklich sympathisch wurde mir keine der Frauen.

Obwohl diese Geschichte von Anfang bis Ende eine eher trübsinnige Grundstimmung verbreitete, fand ich das Buch trotzdem gut und ich habe es gerne gelesen. Das Ende hätte ich mir allerdings etwas anders gewünscht, für mich war der Schluss viel zu abrupt, so als hätte die Autorin einfach mittendrin aufgehört zu schreiben. Aber irgendwie ja auch wieder passend zur ganzen bedrückenden Stimmung auf dem Bethches Hof.