Ein lesenswerter Generationenroman

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elaliest Avatar

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In Wildtriebe schreibt Ute Mank über das Leben eine bäuerlichen Familie in einem kleinen Dorf in Hessen. Über Generationen hinweg erzählt sie vornehmlich die Geschichte der Frauen auf dem Betches Hof.

Lisbeth, die alteingesessene Bäuerin beäugt Schwiegertochter Marlies von Anfang an kritisch. Nahezu nichts kann die junge Marlies der alten Lisbeth Recht machen. Und dann will Marlies auch noch arbeiten gehen und den Jagdschein machen. Was sollen da bloß die Nachbarn denken ? Enkeltochter Joanna hat sowieso Ihre ganz eigenen Vorstellungen vom Leben und verabschiedet sich nach bestandenem Abitur erstmal nach Afrika.

Der Schreibstil ist eher karg und nüchtern. Kurze Sätze , oft nicht zu ende ausgeführt, geben die Gedanken der drei Protagonistinnen wieder. Immer wieder wechselt die Erzählperspektive zwischen Lisbeth und Marlies und gegen Ende des Buches auch Joanna. Charakteristisch für das Buch ist, das nicht viel gesprochen wird. Die Männer sind eher Begleiterscheinungen, die recht einsilbig auftreten und auch zwischen den Frauen wird wenig bis gar nicht gesprochen.

Ich fand es äußerst interessant, dass der Leser zwar Einblick in die Gefühlswelten der einzelnen Frauen bekommt, sie diese voreinander aber verbergen. Der Konflikt der Generationen wird hier so deutlich spürbar, das man die Frauen fast schütteln möchte damit sie endlich miteinander reden.

Ich habe beim Lesen durchaus Verständnis für beide Frauen gefunden. Lisbeth , die an den alten Traditionen festhalten möchte, weil sie eben nur das kennt und ihr Traditionen und Regeln Sicherheit geben. Und auf der anderen Seite Marlies, die sich mehr vom Leben erhofft als nur Hausfrau und Mutter zu sein . Joanna ist in meinen Augen das Bindeglied zwischen Lisbeth und Marlies. Bei Ihr ist Lisbeth deutlich nachsichtiger als sie es noch bei Ihrer Schwiegertochter war.

Wildtriebe ist wirklich in jeder Hinsicht ein besonderer Roman. Es passiert nicht wirklich viel, aber dennoch kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Da mich die bedrückte Stimmung auf dem Hof teilweise auch bedrückt hat gibt es einen Stern Abzug. Ansonsten aber wirklich ein toller, besonderer Roman, der einmal mehr zeigt, wie wichtig es ist miteinander zu reden.