Ruhige und einfühlsame Geschichte

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Inhalt: Auf dem Betches-Hof, dem größten Bauernhof in Hausen, einem kleinen Ort in Hessen, leben drei Generationen von Frauen unter einem Dach. Für die alte Bäuerin Lisbeth ist der Hof ihr ganzer Lebenssinn, seit sie ihn von ihren Eltern geerbt hat. Ihre Schwiegertochter Marlies, die keine Bauerstochter ist - so wie von Lisbeth heimlich gewünscht - hat andere Vorstellungen vom Leben als Tag für Tag einen Hof zu bewirtschaften, und ihre Tochter Joanna geht selbstbewusst ihren eigenen Weg . Immer wieder kommt es vor allem zwischen Lisbeth und Marlies zu Konflikten, denn statt miteinander zu reden, tragen sie stille Kämpfe aus. Das einzige Bindeglied der Frauen ist Joanna.

Meine Meinung: Ich brauchte einige Seiten, um mich an den etwas ungewöhnlichen Schreibstil zu gewöhnen. Ute Mank erzählt die Geschichte ruhig und unaufgeregt in kurzen, manchmal sogar nicht beendeten Sätzen, so wie auch in vielen sehr kurzen Abschnitten. Im Wechsel erfährt der Leser aus den Perspektiven von Lisbeth und Marlies von deren Gedanken und Handlungen. Gerade zu Anfang haben mich auch die spontanen Zeitsprünge etwas verwirrt, doch schon bald kam ich gut damit zurecht.
Lisbeth ist nicht glücklich mit ihrer neuen Schwiegertochter, die so anders ist als gewünscht. Marlies dagegen fühlt sich von Lisbeths Anforderungen und Erwartungen unter Druck gesetzt und sucht andere Herausforderungen. Der Hof diktiert das Leben der ganzen Familie und gibt deren Lebensrythmus vor. Über die Arbeitserleichterungen die die Modernisierung mit sich bringt, ist Marlies sehr froh, doch Lisbeth machen sie traurig.
Joanna wird von beiden Frauen geliebt und ist gleichzeitig Streitpunkt, wie auch Verbindung zwischen ihnen. Beide setzen große Hoffnungen in sie. Leider war mir Joanna nicht besonders sympathisch. Lisbeth und Marlies sind mir dagegen im Lauf der Geschichte ziemlich nah gekommen. Ich konnte mich gut in beide hineinversetzen und auch den Generationskonflikt gut nachvollziehen. Ich hatte für beide Verständnis, auch wenn ich Lisbeths Einmischungen und Verhalten gegenüber Marlies nicht richtig fand. Da war ich ganz auf Marlies Seite. Die Männer in dieser Geschichte bleiben eher unauffällige Nebendarsteller, die sich nur ungern in Konflikte einmischen. Trotzdem mochte ich Karl, Lisbeths Mann, sehr gern, denn er verhällt sich Marlies gegen über offener und freundlicher als seine Frau.
Die Autorin beschreibt sehr authentisch das Alltagsleben auf einem Hof. Sie erzählt von der Arbeit und den Traditionen. Vom Klatsch und Tratsch in dem kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt. Vom Pflichtbewusstsein der älteren Generation. Vom Druck, Kinder in die Welt setzen zu müssen - je mehr desto besser - um Erben für den Hof zu haben. Und auch von der Veränderung des Frauenbildes und der Modernisierung der Landwirtschaft.

Fazit: Mir hat dieser ruhige und einfühlsame Roman wirklich gut gefallen und ich empfehle ihn gerne weiter.