Sprachlosigkeit in zwei Frauenleben

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nele2505 Avatar

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Marlies Tochter, frisch das Abitur gemacht, geht für ein Jahr nach Afrika. Ausgerechnet nach Afrika! Marlies macht sich nicht nur Sorgen, was alles in der Ferne passieren kann. Vor allem möchte sie nicht allein gelassen werden auf diesem Hof, der nie ihr Traum war und auf dem sich ihr Mann und sie mit den Jahren auseinandergelebt haben und die strenge Schwiegermutter ihr das Leben schwer macht...

Lisbeths Enkeltochter, frisch das Abitur gemacht, geht für ein Jahr nach Afrika. Ausgerechnet nach Afrika! Lisbeth findet schon Zucchini im Essen exotisch. In einem Flugzeug zu sitzen könnte sie sich niemals auch nur in ihren kühnsten Träumen vorstellen. Wieso will ihre Enkelin auf einer Farm in Afrika arbeiten, wenn sie doch genau das auch hier haben könnte? Lisbeth versteht die Welt nicht mehr...

Beide Frauen bleiben zurück auf dem Hof und erinnern sich an ihr Leben und die unterschiedlichen Umstände, die sie an diese Stelle geführt haben. Dabei kristallisieren sich ganz klar unterschiedliche Einstellungen und Beweggründe heraus. Beide sind jedoch unfähig, miteinander zu reden - und erst, als die Tochter bzw. Enkelin Joanna zurück ist, wird beiden klar, was sie eigentlich im Leben noch möchten und erreichen können.

Das Buch beschreibt die Innenwelten der beiden Frauen eindrücklich, und ich habe manche Träne vergossen. Der Schreibstil passend, die Sprachlosigkeit teils durch unvollständige Sätze deutlich gemacht, jedoch ohne dass es aufgesetzt wirkt oder den Lesefluss stört. Beide Frauen sind im Grunde sympathisch, aber ebenso möchte man beide manchmal schütteln und auffordern, endlich mal aus ihren teils selbst auferlegten Rollen auszubrechen. Eine große Handlung hat das Buch eigentlich nicht, dennoch habe ich mich beim Lesen sehr gut unterhalten gefühlt und kann das Buch durchaus weiterempfehlen.