Vom Hufeisen in Hausen

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bavaria123 Avatar

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Aufmerksam auf dieses Buch bin ich durch das wunderschöne Cover geworden. Drei große Blüten auf grauem Untergrund, nicht kitschig aber auffällig.
Die Inhaltsangabe machte mich dann so richtig neugierig, immerhin komme ich auch vom Dorf und von einem ehemaligen Hof, wenn auch in Niedersachsen.

Der Bethchen-Hof, um den es im Buch geht, ist in Hufeisenform im Dorf Hausen in Hessen gelegen. Die Geschichte erzählt vorwiegend von den drei Frauen, die aus drei nachfolgenden Generationen stammen und entsprechend unterschiedlich sind.
Lisbeth, die alte Großbäuerin, die immer Tracht trägt. Ihre Schwiegertochter Marlies, die nicht unbedingt Bäuerin werden möchte sondern wieder zumindest halbtags in einem Geschäft in Lahnfels. Joanna, die Tochter von Marlies, verlässt zu Beginn des Buches den Hof um ein Jahr in Afrika, genauer in Uganda zu verbringen.
Drei Frauen also, die auseinandergehende Vorstellungen vom Leben haben.

Ganz schnell wurde ich in diese Geschichte hinein gezogen. Ute Mank erzählt sie aus den Sichtweisen der Frauen. Das macht sie sehr ruhig, aber mit viel Gefühl und ausgesprochen bildhaft. Der Schreibstil ist flüssig und nah am Leser.

Vordergründig geht es um die drei Frauen und ihre ungleichen Vorstellungen vom Frausein, von Familie, von den Lebensmodellen. Hintergründig geht es aber um sehr viel mehr. Da sind die vielen unausgesprochenen Dinge, sei es Kritik, seien es Erklärungen, seien es Gefühle. Diese beiden Ebenen sind empfindsam mit einander verwoben, was mir sehr gefällt.

Ich konnte mich in alle drei Frauen hinein versetzen. In Lisbeth habe ich sicher meine Großmutter wieder erkannt. In Joanna ein wenig mich selbst. Und Marlies vertritt die Generation der Frauen des Wirtschaftswunders.
Wie gut, dass sich seitdem viel in der Gleichberechtigung für die Frau getan hat. Marlies musste sich ja beispielsweise noch die Erlaubnis ihres Mannes geben lassen, um arbeiten zu können.

Ja, auch die Männer kommen in diesem Buch vor. Sie spielen aber nicht die Hauptrollen.

Den Schluss habe ich mir etwas anders vorgestellt und so ganz habe ich es auch nicht nachvollziehen können, aber es war mir auch nicht gänzlich unverständlich.

Alles in allem war das Buch für mich ein wirkliches Lesehighlight in diesem Jahr. Ein gelungenes Debüt für die Autorin Ute Mank.
Ich empfehle "Wildtriebe" gerne mit allen 5 Sternen.