Ein schweres Erbe

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Linda ist erst 21 und im ländlichen Fjällbaka in Schweden aufgewachsen, als sie Anfang der 1950-er Jahre das heruntergewirtschaftete Hotel ihres Vaters in London erbt. Sie stellt sich mutig der Herausforderung und schafft trotz aller Schwierigkeiten in der Nachkriegszeit es mit der Hilfe ihrer Freundin Mary und ihrer Großmutter, das Hotel wieder auf eine solide Grundlage zu stellen. Doch nun - 10 Jahre später - kommt eine neue Bedrohung auf sie zu und sie muss all ihren Mut zusammen nehmen, um nicht alles zu verlieren. Auch in ihrem Privatleben, das in den 10 Jahren des Aufbaus brach gelegen hat, kommen gravierende Veränderungen auf sie zu.

In sehr anschaulichem Schreibstil schildert Asa Hellberg die Geschichte Linda Lansings und des Flanagans, eine Geschichte von Emanzipation, Ehrgeiz und Intrigen. Linda muss so manchen Kampf mit ihren Gegnern ausfechten, bevor sie die Schlacht gewinnen kann. Letztlich muss sie dafür auch ihre Skrupel über Bord werfen. Interessant ist auch ein zweiter Handlungsstrang, der auf der Etage der Bediensteten spielt . Emma und Elinor kämpfen ebenso wie Linda um die Gleichberechtigung, Elinor nicht nur als Frau sondern gleich als farbige Frau. Dabei verstricken sie sich in Liebesgeschichten und Familienprobleme, die sie nicht ohne Hilfe lösen können.

Aufgrund des Klappentexts und der Leseprobe hatte ich erwartet, über die Zeit des Aufbaus, in der Linda sich in die Hotelleitung einarbeitet und über ihre Probleme dabei zu lesen. Diese Zeit wird jedoch völlig ausgespart, was mich ziemlich enttäuscht hat. Die Handlung setzt quasi erst 1960 ein, als die neue Bedrohung auf das Hotel zukommt. Die Geschichte plätschert irgendwie dahin, einige Passagen erinnern mich ein bisschen an Groschenromane. Spannender wird es erst im letzten Viertel, da überstürzen sich die Ereignisse bis zu einem gar nicht überraschenden Happy End. Allerdings bleiben viele Fragen offen, was sicher der Tatsache geschuldet ist, dass "Willkommen im Flanagans" der Auftakt zu einer Buchserie ist.

Tja, Asa Hellberg lässt mich hier ein wenig ratlos zurück. Ich weiß nicht genau, was sie mit dem Buch ausdrücken will. Ist es ein Liebesroman mit Ausflügen in den beruflichen Alltag einer Frau Anfang der 1960-er Jahre? Oder ist es eine Geschichte über den Kampf um die Gleichberechtigung der Frau? Auch einige der Charaktere sind meiner Meinung nach nicht schlüssig dargestellt. Sebastian z.B. dreht sich vom erbitterten Gegner um 180° zum "Best Friend" dem Linda dann sofort und uneingeschränkt vertraut. Das geht mir doch ein wenig schnell.

Sehr gefallen hat mir der Schreibstil, der mich sofort in die Geschichte hinein geholt hat und das Flanagans vor meinem inneren Auge erscheinen ließ. Auch dass die Geschichte quasi auf zwei gesellschaftlichen Ebenen spielt, verleiht ihr doch einen gewissen Reiz. Mehr als drei Sterne hat sie meiner Meinung nach trotzdem nicht verdient.