ungewöhnlich

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majandra Avatar

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Inhalt

Das Buch „Night Vale“ handelt von einer ungewöhnlichen Stadt – hier geht irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu. Es beginnt damit, dass Jackie Fierro in ihrem Pfandhaus einem Mann begegnet, der einen verhängnisvollen Zettel verpfändet – es steht auf ihm nichts anderes als „King City“. Jackie vergisst sofort, wie der Mann heißt und aussieht, aber der Zettel bleibt im wahrsten Sinn des Wortes an ihr hängen. Also macht sie sich auf die Suche nach Personen, die ihr helfen können, das Rätsel um diesen eigenartigen Zettel zu lösen und ihn loszuwerden. Dabei begegnet sie einer Menge anderer Personen, die alle in ihrer eigenen Welt von Night Vale leben – beispielsweise Engel, die es gar nicht wirklich gibt, wie immer wieder beteuert wird, Personen, die an Berge glauben, obwohl doch allgemein bekannt ist, dass es diese gar nicht gibt, oder vielleicht doch, Kaffeehausbetreiber, die imaginäre Desserts verkaufen und noch viele andere mehr. Auch mit der Zeit scheint hier etwas nicht mit rechten Dingen zuzugehen, schließlich ist Jackie seit Jahrzehnten im Job und immer noch ein Teenager. Auf ihrer Suche nach King City und dem rätselhaften Mann stellt sich heraus, dass Jackie nicht die einzige ist, die einen solchen Zettel nicht mehr los wird. Also bleibt wohl nur noch eine Möglichkeit: die Reise nach King City.

Thematik

Der erste Eindruck des Inhalts ist außerordentlich ungewöhnlich, da man sich sofort fragt, was es mit diesem Städtchen auf sich hat. Woher kommen die anderen Wesen, die neben Menschen dort wohnen? Wie kann es sein, dass alles, was dort vor sich geht, dort vor sich geht? Und obwohl die Thematik auf den ersten Blick aus Science-Fiction-Filmen bekannt erscheint, verflüchtigt sich dieser Eindruck doch nach dem Lesen der ersten Seiten vehement, denn irgendetwas ist an dieser Geschichte anders und neu. Als LeserIn muss man allerdings erst herausfinden, worum es sich dabei handelt.


Sprache, Stil

Der Stil der Schilderung spielt in diesem Buch eine wichtige Rolle – Nebensächlichkeiten werden plötzlich wichtig, ganz Alltägliches verliert seine Alltäglichkeit, Kleinigkeiten werden zu Tiefsinnigkeiten, die reale Welt gerät aus den Fugen. Der Schreibstil ist dennoch fesselnd, obwohl ein Spannungsaufbau nebenbei passiert und nicht durch die Stilistik hervorgerufen wird, eher spielt der Inhalt hier eine Rolle. Dennoch begegnet man als LeserIn immer wieder Phrasen und Sätzen, über die man stolpert, weil man sie nicht versteht oder weil sie nicht in den Zusammenhang passen. Genau das macht allerdings den Reiz dieses Buchs aus und man freut sich Seite für Seite auf neue ungewöhnliche Formulierungen. Ein paar Beispiele: „Wir besitzen all diese Körper und werden nicht zögern, gewaltige Fleischbarrikaden zu errichten, um unsere Kinder am Lernen zu hindern.“ (S. 91), „Den Freitag überspringen wir diese Woche, aber das machen wir mit einem Doppel-Freitag nächste Woche wieder gut.“ (S. 158).

Wertung

Das Buch regt stellenweise sehr zum Nachdenken an und ist vor allem deshalb interessant, weil es einen sehr ungewöhnlichen Inhalt auf eine sehr ungewöhnliche stilistische Art und Weise transportiert. Festzustellen ist aber dennoch, dass sich dieser Stil mit der Zeit abnützt und spätestens bei der Hälfte des Buchs an Spannung verliert, wodurch das Lesen zunehmend schwerer fällt und vor allem die inhaltlichen Ungereimtheiten in den Vordergrund treten und das Weiterlesen erschweren. Insgesamt handelt es sich aber trotzdem um ein ungewöhnliches und lesenswertes Buch, da man schließlich wissen will, wohin die Reise nach King City am Ende tatsächlich führt.