Caroline Wahl: Windstärke 17 oder wie ein Buch mich ein bisschen fertig gemacht hat oder eine bessere „Fortsetzung“

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leasophia Avatar

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Ida hat das Gefühl, ihr ganzes Leben sei eine Übergangslösung. Außerdem hat sie einen ziemlich großen Wutklumpen im Bauch. Und Panikattacken. Keine so gute Ausgangslage. Seit dem Tod der Mutter scheint es nur bergab zu gehen. Als ihre Schwester Tilda möchte, dass sie zu ihr nach Hamburg kommt, handelt Ida impulsiv und landet auf Rügen, wo sie auf Knut trifft und in der „Robbe“ zu arbeiten beginnt. Er und seine Frau nehmen sich Ida an ohne fiese Fragen zu stellen. Und Ida fängt wieder an, mehr zu leben. Aber sie weiß auch, dass sie irgendwann explodieren wird. Und dann ist da auch noch dieser Nebel in ihrem Kopf, der einfach nicht verschwinden will. Und Leif, der ist auch noch da. Leif, den Ida nicht ganz einschätzen kann und dessen Nähe ihr doch gut zu tun scheint. Doch als Ida sich in ihn verliebt, merkt sie, wie wechselhaft seine Stimmung zu sein scheint. Wird sie eine erneute Enttäuschung verkraften? Als Ida eine neue Hiobsbotschaft erhält, kann sie es nicht fassen. Der Sturm in Ida scheint immer größer zu werden. Kann sie ihn aufhalten oder wird er sie mitreißen?

Ich habe es oben bereits angeteasert aber „Windstärke 17“ hat mir um einiges besser gefallen als „22 Bahnen“. Der Plot hat mich einfach mehr gepackt. Ich mochte Ida total, sie ist einfach ganz anders als Tilda. Auch ihre Emotionen sind angemessen angesichts der Scheiße, der Trauer und der Schuld. Ich war schnell richtig drin in der Geschichte, mochte Marianne und Knut sehr und auch Leif. Auch wenn ich lange dachte, dass er irgendwas verbirgt. Wahl zeigt die Ungerechtigkeit des Lebens auf, Idas Gedanken und Gefühle waren immer greifbar und verständlich für mich. Ich habe verstanden, wieso sie es nicht aushält, mit dem Glück ihrer Schwester konfrontiert zu werden.

Die Sprache und den Stil mochte ich wieder sehr. Es ist ein ruhiger Stil, der die Emotionen der Geschichte unterstützt. Vor allem mochte ich den Humor von Ida, der oft sehr unterschwellig aufkam. Ich habe häufig lachen müssen aber auch weinen, und das macht das Buch so gut. Dass auf Tränen ein Lachen folgen durfte..
Auch der Titel war sehr gut gewählt. Zum einen weil es bis 1970 tatsächlich 18 Windstärken auf der Beaufort-Skala gab (0 – 18), zum anderen weil in Ida ein Sturm aufzieht, der nicht beschreibbar ist. Der Titel greift dies meiner Meinung nach sehr gut auf.
Also: „Windstärke 17“ ist Idas Geschichte. Emotionaler als der Vorgänger mit so liebenswerten Figuren, dass ich mich fast in den Zug nach Rügen gesetzt habe.