Kann der Tod einfach über uns entscheiden, oder haben wir ein Mitspracherecht?

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Nach „22 Bahnen“, das ich regelrecht verschlungen habe, musste ich natürlich sofort mit dem zweiten Band „Windstärke 17“ weitermachen. Umso mehr hat es mich enttäuscht, dass dieser Teil für mich leider deutlich schwächer ausfällt als sein Vorgänger.
Idas Wesensveränderung wirkt kaum begründet: Sie tritt undankbar auf, fast schon feindselig gegenüber Tilda – obwohl Tilda so viel für sie getan hat. Dieses Verhalten bleibt für mich ein komplettes No-Go, weil die erzählerische Herleitung fehlt. Stattdessen wirkt Ida riskant, sprunghaft und stellenweise auch narzisstisch, ohne dass man nachvollziehen kann, wie es dazu kommt. Auch die Handlung selbst fühlte sich für mich unrealistisch und sprunghaft an. Die Vorstellung, dass eine völlig fremde Familie Ida einfach für längere Zeit aufnimmt und sie sich dort sofort verliebt, erscheint mir eher unwahrscheinlich und schwer greifbar.
Erst das letzte Drittel des Buches konnte mich wieder etwas mehr abholen. Besonders der Aspekt rund um Mariannes Metastasendiagnose und Idas Gedankenwelt danach fand ich interessant und emotional nachvollziehbar. Das Setting generell an der Ostsee hat mir ebenfalls gut gefallen – ein kleiner, aber feiner Lichtblick.
Insgesamt bleibt Windstärke 17 für mich jedoch hinter 22 Bahnen zurück. Der grosse Zusammenhang fehlt, vieles wirkt unausgereift, und die Charakterentwicklung überzeugt mich leider nicht. Schade – ich hatte mir deutlich mehr erhofft.