Cozy Krimi aus Cuxhafen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
evaczyk Avatar

Von

Als Tochter eines Fährschiffkapitäns liegt das maritime Element Agatha Christensen im Blut - da ist es wohl nur konsequent, dass die junge Polizistin nach der Ausbildung in Hamburg ins heimische Cuxhaven zurückgekehrt ist und nun bei der Wasserschutzpolizei Dienst tut. Auch in ihrer Freizeit ist sie gerne mit eigenem Boot unterwegs. Dass sie am freien Tag auf einem solchen Ausflug eine Wasserleiche findet und bergen muss, war allerdings nicht geplant. Dafür passt der Titel "Windstärke Tod" in Bente Storms Nordseekrimi zur ersten Leiche in den ersten Kapiteln des Buches.

Schnell steht fest: Unfall oder Selbstmord scheiden wohl aus - sprich, die Kriminalpolizei übernimmt. Der zuständige Kommissar Victor Carvalho ist zwar optisch ein Leckerbissen, will sich von Agatha aber nicht in die Ermittlungs-Karten blicken lassen, so neugierig sie auf weitere Ergebnisse auch ist. Denn der Tod des Mannes könnte mit einem politischen Streit zusammenhängen, sollte er doch als Mediator im Auftrag der Stadt, sprich der Oberbürgermeisterin, zwischen Tourismusindustrie und einem Energieunternehmen im Konflikt um den Bau eines Windparks vermitteln. Und auch die Umweltschützer streiten in der Frage mit.

Ein aktueller Bezug also, denn Windräder liefern einerseits saubere Energie, sind anderen aber optisch ein Dorn im Auge - nicht nur an der Küste. In "Windstärke Tod" stellt sich allerdings bald heraus, dass die Konfliktparteien auch auf andere Weise miteinander in Beziehung stehen und auch der tote Mediator durchaus etwas zu verbergen hatte. Mit einer weiteren Leiche stehen nicht nur die Honoratioren der Stadt unter Verdacht, Carvalho steht auch unter gewaltigem Druck seines Vorgesetzten, der schnellstmöglich Ergebnisse sehen will.

Agatha würde nur zu gerne unterstützen - je mehr sie, meist gegen den Willen Carvalhos, mit dem Fall befasst ist und eigene Ermittlungen anstellt, desto mehr hadert sie mit der Rolle, die sie bei der Wasserpolizei hat: Wenn es spannend wird, werden die Fälle an Kripo oder Zoll weitergereicht. Ist diese Arbeit wirklich, was sie machen will?

Als Konfliktlöserin und Schnüfflerin ist Agatha bei dem Kripobeamten allerdings gefragt, wenn es um seine pubertierende Schwester geht, die seit neuestem die Schule schwänzt und auch sonst recht unnahbar geworden ist. Es ist nicht wirklich logisch, dass Agatha, die das Mädchen überhaupt nicht kennt, so völlig auf dem Off einen Draht von Frau zu Frau aufbauen soll, aber immerhin erkennt sie, dass der Freund des Mädchens nicht ganz sauber ist und in der Vergangenheit schon mal durch Dealen aufgefallen ist.

Auch sonst hat dieser eher cozy gestaltete Krimi ein paar logische Schwächen, allerdings auch liebenswerte Charaktere und maritimes Feeling. Ein paar Stereotypen werden schon ausgewalzt, gerade wenn es um die portugiesische Familie Carvalhos, allen voran la mamma, geht.

Am Ende des Buches ist klar: Es wird weitergehen. Ob Agatha der Wasserschutzpolizei die Treue halten wird, bleibt abzuwarten. Und ob die Beziehung zu Carvalho rein dienstlich bleibt, ebenso. Alles in allem ein solider Küstenkrimi mit viel Lokalkolorit.