Grauen im Wald

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simone1711 Avatar

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Sara Harrison Shea liebt ihre kleine Tochter Gertie, die sie nach mehreren Fehlgeburten gesund zur Welt gebracht hat, abgöttisch. Sie lässt sie kaum aus den Augen, was ihr Ehemann Martin mit Sorge beobachtet, doch er wiederum liebt seine Frau abgöttisch und möchte sie nicht unglücklich machen. Die kleine Familie lebt arm, aber zufrieden 1908 am Rande des Waldes in einem kleinen Haus. Martin ist verkrüppelt, rackert sich ab, doch sie kommen auf keinen grünen Zweig.

Sara kennt ein dunkles Geheimnis, das ihre Ziehmutter Auntie ihr vor Jahren anvertraut hat. Es ist möglich, einen geliebten toten Menschen für sieben Tage wieder zum Leben zu erwecken, um von ihm Abschied nehmen zu können. Sara hat sogar schon eine "Schlafende" gesehen, eine kleine Schulfreundin, die von ihrer verzweifelten Mutter zurückgeholt wurde. Doch damit ist auch eine Gefahr verbunden...

Auch Auntie umgibt ein dunkles Geheimnis. Als Martin einen unverwechselbaren Ring auf dem Acker ausgräbt der ihr gehört hat, bittet Sara ihn, diesen sofort wieder zu vergraben. Doch er behält ihn... Einige Zeit später ist Gertie unauffindbar. Sie wollte ihrem Vater, der den hühnermordenden Fuchs in den Wald verfolgt hat, hinterherlaufen, doch als er nach Stunden zurückkommt, ist sie nicht bei ihm. Zusammen mit Martins Bruder, dem Dorfarzt und mehreren Männern wird die Suche aufgenommen. Martin findet im Stall Gerties abgeschnittenen Zopf, und kurz darauf wird ihre Leiche in einem tiefen Brunnenschacht entdeckt.

Es folgen pure Verzweiflung, die Befürchtung, dass Sara langsam verrückt wird und an dem grausamen Verlust ihrer Tochter zugrunde gehen wird, und allmählich gegenseitige Verdächtigungen der trauernden Eltern. Saras einzige Hilfe ist ihr geheimes Tagebuch, dem sie alles anvertraut und das Jahre später gefunden wird. Und das Wissen um die Möglichkeit, die Toten wiederzuerwecken...

In der Gegenwart lebt Ruthie mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester Fawn in dem Häuschen der Sheas. Sie führen ein zurückgezogenes Leben ohne Annehmlichkeiten, Fernsehen oder ähnliches. Ruthie hat einen Freund namens Buzz, mit dem ihre Mutter nicht wirklich einverstanden ist. Als er sie nach einer Party zu spät heimbringt, rechnet Ruthie mit einer kräftigen Standpauke. Doch statt dessen findet sie das Haus, abgesehen von ihrer schlafenden kleinen Schwester, verlassen vor. Es passt so gar nicht zu ihrer Mutter einfach zu verschwinden, doch sie kommt auch in den folgenden Tagen nicht zurück. Zudem ist erst vor kurzem ein junges Mädchen verschwunden. Ruthie und Buzz durchsuchen das bisher unter Verschluss gehaltene Schlafzimmer von Ruthies Mutter und finden mysteriöse Hinweise in verschiedenen Verstecken. Darunter eine Waffe, die Geldbeutel und Ausweispapiere von zwei fremden Menschen und später einen Rucksack mit einer Kamera darin.

Zur selben Zeit versucht eine Frau namens Katherine, die vor Jahren ihren Sohn begraben musste und deren Mann nun auch noch tödlich verunglückt ist, Einzelheiten über seinen Tod herauszufinden. Ihre Suche führt sie in den kleinen Ort, in dem auch Ruthie lebt und in dem sich Jahrzehnte zuvor die Tragödie um Sara und Gertie abgespielt hat.

Während Ruthie auf der Suche nach ihrer Mutter auf Candace trifft, die einiges über die Papiere sagen kann, die im Schlafzimmer aufgetaucht sind und die jedoch ihre ganz eigenen Pläne verfolgt, tastet sich auch Katherine immer weiter vor. Die Umstände schließlich führen sie alle zusammen - nur nicht alle freiwillig - zur Teufelshand, wo sie in eine Höhle klettern und das uralte Geheimnis um Gertie lüften.

Mir hat die Schreibweise des Buches sehr gut gefallen. Der Autorin ist es gelungen, ein gewisses Grauen zu erzeugen, jedoch ohne hierfür zu drastischen Mitteln greifen zu müssen. Bloße Andeutungen und Vorstellungen genügten vollauf. Die Geschichte ist auch recht gut durchdacht und schön stimmig aufgebaut. Besonders gelungen finde ich das Cover, es ist für diese Geschichte wirklich passend. Die momentane Neigung zu Untertiteln wie "Wer die Toten weckt" finde ich jedoch zu reißerisch und ziemlich unnötig. Hätte man einfach "Winter People" für sich sprechen lassen, hätte das vollauf genügt, die Bedeutung wird ja im Buch erklärt. Ein wenig unglaubwürdig fand ich Aunties Verwandlung von der liebevollen Ersatzmutter zur mordenden Furie - einer Frau, die sie selber von klein auf kennt, die sie aufgezogen hat und die noch ein Kind war als sich gewisse Geschehnisse zugetragen haben so etwas anzutun, ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar.

Eine wirklich gute Geschichte mit Gänsehaut-Garantie.