Familiengeschichten

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xanaka Avatar

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Oma Inge ist tot. Zumindestens ist das erste Eindruck und so werden umgehend alle Kinder alarmiert. Sofort machen sich alle auf den Weg zur Nordseeinsel. Dort angekommen stellt sich dann heraus, es war ein Irrtum - Oma Inge ist wieder aufgewacht. Aber da ja nun alle da sind, können sie ja wenigstens noch ein paar Tage bleiben, sie waren ja an Weihnachten nicht da. Ein plötzlicher Wetterwechsel verbunden mit einem Schneesturm zwingt alle die Abreise aufzuschieben und sich mit ihren eigenen Problemen und denen in der Familie auseinanderzusetzen. Und da gibt es ziemlich viel, was aufzuarbeiten ist.

Sybil Volks ist hier ein wunderbares Buch gelungen. Es ist eine Art Querschnitt einer normalen Familie. Alle Kinder hoffen eigentlich auf das Erbe. Aber andererseits ist ihnen auch klar, dass das Haus Tide, welches alle so sehr lieben, verkauft werden müsste, um alle auszuzahlen. In dieser Situation spitzt sich durch das Wettergeschehen und dem damit verbundenen Stromausfall die Situation für alle noch mehr zu. Das Lesen der einzelnen Abschnitte macht umso mehr Spaß, weil sie oft, wie in einer Art Monolog geschrieben sind. Während des Lesens hatte ich oft die Vorstellung, dass die jeweilige Person die einzelnen Sätze vor sich hin spricht oder lamentiert. Das ist in einigen Situationen wirklich makaber und fast komisch. "Dann muss ich wohl tot sein, denkt sie." So die Gedanken von Oma Inge, als sie nach ihrer Ohnmacht wieder zu sich kommt und die zugehängten Spiegel bemerkt. Dann der nächste Gedanke, ob sie wohl im Himmel ist. Und so geht es an den verschiedensten Stellen weiter. Das hat mir gut gefallen und war beim Lesen manchmal wirklich komisch. Auch die handelnden Personen haben es in sich, da ist so einiges an außergewöhnlichen Persönlichkeiten vorhanden.

Wer Spaß an Familiengeschichten mit außergewöhnlichen Charakteren hat, und wer auch das Drumherum in alten geschichtsträchtigen Häusern gefällt, der sollte dieses Buch unbedingt lesen. Und ich konnte auch noch einiges lernen. Was ein Alkoven ist, dass konnte ich mir noch so ungefähr vorstellen. Aber von einem Bilegger hatte ich noch nie gehört. Jetzt weiß ich es. Wer das erfahren will und noch ein tolles Buch dazu lesen möchte, dem kann ich dieses empfehlen.