Kein Buch für alle Tage

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elmidi Avatar

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Das tolle Cover dieses Buches hat mich angesprochen – düster, windig und einsam. Dazu so einladende erste Sätze „All das Kommen und Gehen in unserer Familie begann mit einem angekündigten Tod und einem unangekündigtem Sturm. Mond und Flut, Schnee und Sturm, Brüder und Schwestern, Geliebte und ungeborene Kinder trafen ohne Vorwarnung aufeinander.“

Eine ruhige, nachdenkliche und tiefschürfende Geschichte erwartet einen in diesem Buch – wie gut, dass auch eine gute Prise Humor mit dabei ist. Eine große Familie trifft aufgrund eines Fehlalarms zusammen – Inge Boysen, Mutter, Schwiegermutter und Oma, ist fälschlich für tot gehalten worden, aber sie lebt doch noch und sogar ihr Wunsch, endlich einmal alle wieder zu sehen, hat sich erfüllt. Und so finden sich alle aufgrund ziemlich schlechten Wetters zusammengepfercht in „Haus Tide“ wieder. Jeder mit seiner eigenen Geschichte, seinen eigenen Fragen und Problemen, mit alten Geheimnissen und neuen Plänen.

Im Laufe des Buches habe ich mich mit diesen Leuten eingesperrt gefühlt. Ganz genau habe ich hingesehen, was in ihrem Innern vor sich geht, woher sie kommen und mich gefragt, wohin sie wohl gehen. Sprachlich auf hohem Niveau werden die Geschichten niemals platt und niemals ist man bloß Voyeur, denn irgendwie hat man ähnliche Gedanken auch schon mal gehabt oder findet neue Ideen für schon erlebte Situationen.

Kein Buch für alle Tage – man muss schon in der Stimmung sein, sich in diese Geschichte hineinzubegeben. Und es braucht außerdem eine gehörige Portion Durchhaltevermögen, um auch bis an ihr Ende zu gelangen. Ich habe es allerdings nicht bereut, mich auf all die Leute eingelassen zu haben. Ein tolles und ungewöhnliches Experiment!