Rauhnächte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
ecinev Avatar

Von

Als Oma Inge aufwacht denkt sie zunächst sie sei tot. Der Spiegel abgehängt, die Vorhänge zugezogen. Doch es war nur die Generalprobe. Sie lebt, liegt aber unbeweglich im Bett, das Glas mit Himbeersirup und die Schokobonbons unerreichbar auf dem Nachttisch. Als ihre Schwiegertochter Errin ins Zimmer kommt, versucht sie mit einem Augenzwinkern auf sich aufmerksam zu machen. Doch Errin fällt vor Schreck in Ohnmacht. Vorher hat sie jedoch die Familie zusammengetrommelt die sich nun von nah und fern auf den Weg auf eine Nordseeinsel zu machen. Es ist der 28.12. und Weihnachten hatten alle Kinder von Inge andere Verpflichtungen und konnten nicht kommen. So kommt es Inge eigentlich nicht ungelegen dass sich alle ihre Kinder und Enkel jetzt an ihrem vermeintlichen Totenbett zu versammeln. Nur Boy der Jüngste Sohn ist irgendwo draußen in der Welt unterwegs.

Jedes der Kinder bringt so seine eigenen Probleme mit auf diese überstürzte Reise. Gesa ist schwanger mit dem Kind ihres Geliebten. Weihnachten hat sie jedoch hochschwanger mit ihrem Ehemann und den 2 Kindern verbracht. Enno, der älteste Sohn fühlt sich krank und fürchtet an einem Gehirntumor erkrankt zu sein. Im Wartezimmer des Arztes erreicht ihn die Nachricht vom vermeintlichen Tod seiner Mutter. Ein neuer Termin ist in diesem Jahr nicht mehr zu erhalten und telefonisch will ihm niemand etwas sagen. Die Adoptivtochter Inka ist in St. Petersburg wo sie ihr neues Ich entdeckt hat, sie fühlt sich von der Gothic Szene angezogen, und hat ihre Kleidung und ihr Äußeres total verwandelt. Die Eltern wissen davon nichts und sind überrascht die blonde Inka mit schwarzen Haaren und schwarzen Klamotten zu sehen. Berrit, allergisch gegen alles mögliche versucht ihr Leben mit dem Schreiben von Trauerreden, im Moment für Haustiere, zu meistern.
Dieser Haufen friesischer Sturköpfe trifft im Haus Tide zusammen und wird von einem Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten. An eine Abreise ist vorerst nicht zu denken und so müssen die gesamten Vorräte herhalten da selbst eine Versorgung im Inselladen nicht möglich ist.

Die Gedanken, Gefühle und Charaktere der einzelnen Personen werden teilweise sehr ausführlich beschrieben und so manche Geheimnisse enthüllt. Es mangelt ein wenig an Handlung, durch den sehr schönen Schreibstil in kurzen klaren Sätzen, teilweise humorvoll, teilweise melancholisch, kommt jedoch keine Langeweile auf.
Das Ende bleibt offen, so ist man sich auch nicht im klaren was später aus dem Haus Tide werden soll, auf den Erbteil will niemand verzichten.