Rita Falk - Winterkartoffelknödel

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Franz, ein bayerischer Dorfgendarm, und Ludwig, sein Riesenvieh von einem Hund, sind immer die letzten, die erfahren, wenn etwas passiert ist. Die beiden wohnen im Haus neben der gut und deftig kochenden Oma und dem Beatles-in-voller-Lautstärke hörenden Vater. Allerdings ist in den eigenen vier Wänden noch jede Menge zu tun, weshalb Franz denn auch meist beim Nachhause kommen zuerst einmal über den Zementsack im Flur stolpert.

Trotzdem dringt die Information zu Franz durch, dass das so lange leer stehende Sonnleitner-Gut, vor dem sie sich schon als Kinder gegrault haben, verkauft worden ist. Eingezogen ist just die junge Dame, deren Hund (oder war es doch eine Pelzmütze?) Ludwig beim abendlichen Spaziergang quasi apportiert hat.

Weihnachten wird mit der Familie gefeiert und es herrscht die schönste Eintracht, wenn man berücksichtigt, dass Bruder Leopold seine rumänische Frau Roxana mitbringt, die zwar kaum Deutsch spricht, dafür jedoch unter dem Tisch mit nylonbestrumpftem Fuß am Reißverschluss von Franz´ Hose hängenbleibt.

Die Brüder haben nicht das innigste Verhältnis, denn die Mutter ist nach der Geburt von Franz durch Rhesusfaktor-Unverträglichkeit gestorben. Zudem ist Leopold Papas Liebling und erhält diese Zuneigung durch regelmäßige Geschenke mit Beatles-Inhalt.

Spätabends wird das Familienfest durch einen Anruf von der Bewohnerin des Sonnleitner-Guts für Franz beendet, irgendjemand schleicht angeblich um das Haus und sie hat Angst. Der Schuldige ist auch recht schnell identifiziert, wie Franz genau weiß, hat nur der Flötzinger Quadratlatschen, die solche Spuren im Schnee hinterlassen. Bei der anschließenden Befragung jedoch weist Flötzinger die Anschuldigung weit von sich, er habe Frau und Kinder zum Münchner Flughafen gefahren und mit der Sache nichts zu tun. Sein vermeintlicher Tränengasanschlag auf Franz erweist sich jedenfalls als allergische Reaktion auf die neu im Haus befindlichen Katzen, Weihnachtsgeschenken der Kinder.

Da Franz durch die zugeschwollenen Augen nichts mehr sehen kann, bringt Flötzinger ihn nach Hause, zurück in die liebenden Arme seiner Familie und zum hämischen Grinsen Leopolds. Derweil sitzt Ludwig noch immer im Streifenwagen und wird notgedrungen von seinem leidenden Herrchen zu Fuß abgeholt.

Wie sich am nächsten Tag herausstellt, war der Flötzinger natürlich doch nachts auf dem Gut, vorgeblich um sich wegen der Installationen zu informieren, tatsächlich jedoch aus sexuellen Nöten heraus, um einen Blick auf die „Sahneschnitte“ zu werfen. Da trifft es sich gut, dass Franz so dringend eine funktionstüchtige Heizung braucht, die der Flötzinger nun doch als erstes einbauen wird.

Das beschauliche Dasein von Franz und Ludwig wird durch einen plötzlichen Todesfall gestört. Der ältere der Neuhöferbruder wird während der Renovierung des ererbten Hauses von einem Container erschlagen, der wegen Platzmangel per Kran über das Haus gehievt wurde und sich gelöst hat. Seltsam daran ist nur, dass er nicht der erste in der Familie ist, der auf ungewöhnliche Weise ums Leben kommt. Die Mutter, depressiv nach dem Tod des Mannes, hat sich im Wald erhängt. Der Vater, pikanterweise Elektromeister, stirbt an einem Stromschlag im eigenen Haus. Der letzte der Familie ist nun der Hans und wer weiß, was ihm bevorsteht!

 

Haut einen nicht von den Socken, kann man aber mal als entspannende Lektüre für die Winterzeit vormerken. Beatles-Fans werden gelegentlich gequält zusammenzucken, allerdings bringt einen der derb-trockene Humor doch des Öfteren zum Schmunzeln.

 

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_Entweder man lebt, oder man ist konsequent. (Erich Kästner)_