Tolles Buch, aber wohl nur für uns Ostbayern

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
waldeule Avatar

Von

Bizarr wird der Kriminalfall in der Buchbeschreibung beschrieben, bizarr ist aber vor allem die Schreibweise dieses außergewöhnlichen Buches. Genau so wie einem Niederbayern die Goschn (= Mund) gewachsen ist, ist der Text in der Ich-Form geschrieben. Zwar nicht im Dialekt, aber in der Umgangssprache, mit all ihren grammatikalischen Fehlern und Ausdrücken. Es wirkt, als wo der Franzl die Geschichte seinem Freund erzählen würde (ja, falsche Grammatik - aber die Sprache der LP färbt einfach ab). Für alle Nicht-Regionalisten sicher sehr gewöhnungsbedürftig, für mich als Eingeborene nach kurzer Eingewöhnungszeit einfach super! Sehr ehrlich, geradlinig und direkt, dafür aber auch ausschweifend und derb (manchmal selbst mir etwas zu derb wie beim erschlagenen Neuhofer), einfach so, wie die Menschen hier sind und reden.

Der eigenwillige Humor passt dazu wie die Faust aufs Auge und ich musste einige Male nicht nur schmunzeln, sondern herzhaft lachen. Genau meine Wellenlänge.

Ebenso passt die langsame Gangart des Kriminalfalls (äh welcher Kriminalfall?) dazu. In den ersten beiden Kapiteln passiert nämlich erstmals: nichts. Keine Leiche, keine Entführung, kein Kapitalverbrechen, ja nicht mal ein lausiger Einburch, sondern nur ein missglückter Spannerversuch. Stattdessen eine wunderbare Einführung in die Welt des Franz Eberhofer mit alle ihren Nebensächlichkeiten, von denen aber sicher einige noch wichtig werden.

Natürlich könnte ich mich als Einheimischer beileidigt zurückziehen und kritisieren, die Autorin stellt uns als Deppen  hin. Doch dazu hat der Text zu viel Charme und so sind wir halt. (Natürlich nicht alle, aber viele ein bißchen).

Fazit: Ein Regionalkimi, den wohl wirklich nur wenige Leute außerhalb der Region zu schätzen wissen. Für mich absolut das richtige Buch!