Sedlmayr reloaded

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mammutkeks Avatar

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Franz Eberhofer ist Anfang bis Mitte Vierzig, Single, Polizist in einem bayerischen Provinzkaff und lebt bei Vater und Oma. Sein wichtigster Bezugspunkt ist neben der Oma der Hund Ludwig, mit dem er täglich Gassi geht - und das offenbar auf Zeit. Allerdings wird es selten schneller als eins-siebzehn, denn da sind ja die diversen Nachbarn und Bekannten, mit denen man ein Schwätzchen halten muss. Oder es muss für die Oma beim Metzger Simmerl eine Besorgung gemacht werden.

Insgesamt verläuft das Leben nicht nur für den Eberhofer Franz eher beschaulich in Niederkaltenkirchen - und das, obwohl der Erstlingsroman von Rita Falk als "Krimi" - zwar mit der Einschränkung "Provinzkrimi" - tituliert wird. Der "Fall" fällt dem Eberhofer allerdings eigentlich mehr zufällig in den Schoß - er ist irritiert von den Zufällen um die Tode in der Familie Neuhofer: Der Vater, Elektromeister, stirbt beim Anschließen des neuen E-Herds, die Mutter erhängt sich nachts im Wald, dem älteren Sohn fällt bei den Renovierungen am Haus ein Container mit Schutt auf den Kopf ... und der jüngere Sohn hat plötzlich mehr Geld als üblich. Hat er doch das Haus an eine Tankstellenkette verkauft - und sich dann geschwind einen Audi geleistet. Allerdings gibt es bezüglich des Kaufpreises doch Unterschiede zwischen den Angaben des Neuhofer-Sohnes und der Tankstellenbetreiberfirma: Wer hat Recht? (Um einmal im Stil von Falk zu bleiben ...)

Aber Franz Eberhofer ist nicht so recht bei der Sache - ist doch in den schon lange verlassenen Sonnleitnerhof eine atemberaubende Frau eingezogen, die sich für ihn interessiert.

Und da vergisst Eberhofer nicht nur seine Pflichten, sondern auch seine Familie, lässt die Oma beispielsweise ewig im Massagesalon warten. Aber irgendwann kümmert er sich doch um den "Vierfachmord", den Betrug und die Immobilienfirma - irgendwie, nicht richtig, sondern nur so nebenbei.

Insgesamt eine Provinzposse, die stark an die frühere Polizeiinspektion 1 mit Walter Sedlmayr in der Hauptrolle erinnert - die lief irgendwann in den siebzigern des vergangenen Jahrhunderts und ist mir nur noch äußerst schwach in Erinnerung. Aber ich hab bei Eberhofer sofort an den grantelnden, bayrisch sprechenden Hauptkommissar mit Dackel denken müssen. Und das war nicht unbedingt eine positive Erinnerung.

Mir fehlen an dem Erstling von Falk vor allem Sprachwitz und Witz allgemein, die schrullige Oma wiegt nicht alles auf, auch wenn diese wirklich gut getroffen ist mit all ihren Schnäppchenjägerinnenqualitäten, ihrem Charme, ihren Kochkünsten und ihrer Liebenswürdigkeit. All solche Charakterisierungen gehen allerdings den anderen Personen des Romans ab - sie sind weder besonders skurril, noch sind sie besonders liebenswürdig, noch besonders abstoßend. Mir ist an diesem Provinzkrimi einfach deutlich zu viel Provinz, wobei eigentlich auch jedem klar sein sollte, dass es diese Provinz so nicht einmal mehr gibt. Vielleicht auch in dieser Hinsicht eine Reminiszenz an die guten alten siebziger?

Immerhin lässt sich das ereignis- und spannungslose Buch schnell lesen, allerdings auch mit der Frage verbunden, warum man es denn überhaupt getan hat. Das Cover passt jedoch ideal - und hätte mich sogar dazu verleitet, das Buch auch ohne vorablesen zu lesen. Es ist allerdings auch ziemlich siebziger ...