Winterkartoffelknödel

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sylviemarie Avatar

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Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich den „Provinzkrimis“ von Rita Falk genähert hab. So ein Schmarrn, hab ich mir gedacht, blöde Massenware. Und irgendwie ist es das ja auch. Aber anderseits kommt man dem bayrischen Brachialcharme des Franz Eberhofer dann doch nicht aus. Denn obwohl man als Krimifan durchaus auf seine Rechnung kommt – Rita Falk erzählt einen durchaus gut konstruierten Kriminalfall – hier sogar ein Vierfachmord, der den Eberhofer ganz schön auf Trab hält – gerät das doch eigentlich irgendwie fast ein wenig in den Hintergrund, wenn wir Schilderungen über Franz‘ höchstpersönliches Umfeld lesen. Da wäre an allererster Stelle die Oma, herzensgut, schwerhörig und für das leibliche Wohl der gesamten Familie sorgend; der Papa, der nach Jahrzehnten noch immer seiner verstorbenen Frau nachtrauert und seinen Kummer in selbstgezogenem Haschisch, Rotwein und Abhören von Beatles-Schallplatten ertränkt und dann noch der ältere Bruder Leopold, ein Mann mit permanenten Beziehungsproblemen und von Franz nur „die Schleimsau“ genannt. Sein bester Freund Rudi, ehemals Kollege bei der Polizei, welcher nach exzessivem Waffeneinsatz suspendiert wurde und numehr als Privatdetektiv doch noch hin und wieder mit Franz zusammenarbeitet. Und nicht zuletzt Susi, seine große Liebe, die schon so selbstverständlich zu seinem Leben gehört, dass er manchmal vergisst, dass sie überhaupt da ist – dann muss sie sich wieder bemerkbar machen. Ein liebenswerter Haufen also in dem kleinen Ort Niederkaltenkirchen und natürlich ist Franz mit Leib und Seele Polizist, obwohl er – ebenso wie Freund Rudi – zum exzessiven Waffengebrauch neigt, was ihm des öfteren Probleme beschert.
Franz erzählt seine Geschichte in der Ich-Form und man hat den Eindruck, man sitzt mit ihm beim Wolfi bei einem Bier oder was man halt grad gerne trinken würde, und hört sich seine neueste Heldentat an. Und genau das ist das Grandiose an diesen Provinzkrimis – sie versetzen einen in eine andere Welt – nach Niederkaltenkirchen.