Walcher reloaded

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Vater und Sohn machen gemeinsam die erste Wanderung des Jahres. Es geht zur Hütte, die der Familie gehört. Wie jedes Jahr hat der Vater beim ersten Aufstieg ein mulmiges Gefühl - wird die liebevoll gepflegte Hütte im gleichen Zustand vorzufinden sein, wie man sie im Herbst hinterlassen hat? Oder haben sich Vandalen darübergemacht, ausgeraubt, angezündet, den kleinen Schatz der Familie zerstört? Diesmal trügt das Gefühl nicht - die Fliegenschar so früh im Jahr deutet darauf, dass in der Hütte etwas anders ist. Es kommt schlimmer, als man vermuten könnte - mehrere Leichen, die der Junge zuerst entdeckt...

Im weiteren Verlauf lernt der Leser die Brüder Hiemer kennen, die durch das Erbe ihres Vaters auf den Geschmack kommen, wie sorglos man mit einer unerwarteten Finanzspritze leben kann. Sie sahnen die EU-Investition für die Entwicklung des ländlichen Raums ab und eröffnen eine Pension. Im Allgäu gewiss keine Seltenheit, doch diese Pension dient als Unterkunft nicht für Erholungssuchende, sondern - welch Ironie des Schicksals - für illegale Arbeiter.

Bis hierhin verspricht die Geschichte spannend zu werden und man kann schon erahnen, welcher Zusammenhang zwischen diesen beiden Handlungssträngen besteht.

Nebenbei lernt der Leser auch noch Robert Walcher kennen. Da ich bereits "Bauernfänger" gelesen habe, weiß ich, dass Walcher ein Journalist ist, der jedoch ständig irgendwelchen verzwickten Kriminalfällen beiwohnen darf. Nun hat Walcher eine Tochter (Stieftochter, wie der aufmerksame Leser aus dem Vorgängerroman weiß) und auch noch eine Haushälterin, hellseherische Fähigkeiten inklusive. Die neuen Figuren verwirren erstmal, doch es ist mir bekannt, dass die Geschichten um Walcher nicht in chronologischer Reihenfolge erscheinen, warum auch immer.

Ohne Vorkenntnisse aus dem Vorgängerroman taucht der Leser unvorbelastet in den Plot. Das ist einerseits verwirrend, wenn man die Zusammenhänge um Walcher nicht kennt, andererseits ist es vielleicht nicht verkehrt. Denn im "Bauernfänger" sind Walcher und ich, nunja, keine Freunde geworden. Doch durch die bisher recht spannende Rahmenhandlung gebe ich Walcher samt Herrn Rangnick noch eine Chance...