Menschenhandel im Allgäu

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brenda_wolf Avatar

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Markus Eggert und sein Sohn machen in ihrer Berghütte eine grauenhafte Entdeckung: Mehrere Leichen, in teils aufgeplatzten Plastiksäcken, umschwirrt von dichten Fliegenschwärmen stehen herum und verwandeln ihr Urlaubsdomizil in einen Alptraum. So der Prolog.

Wie die Leichen in die Hütte gekommen sind erfährt man in einer Rückblende. Die Brüder Karl und Jakob Hiemer haben vom verstorbenen Vaters nicht nur den Hof geerbt, auch ein Sparkonto mit 27.000 Euro gehört zur Hinterlassenschaft. Von dem Geld wird sich erst mal was gegönnt.. Karl kauft sich eine gebrauchte Yamaha und brauste ab nach Südfrankreich und Jakob macht  eine Pauschalreise nach Patong. Den Hof versorgt derweil Vater Schwester Amalie.

Das Geld ist schnell verbraucht und die Brüder sind auf den Geschmack gekommen, dass es in der Welt noch mehr gibt, als sich auf dem kleinen Bergbauernhof krumm zu legen. Dem Karl hatte jemand in Südfrankreich einen Floh ins Ohr gesetzt, mit Leiharbeitern sei viel Geld zu machen und so setzen die Brüder die Idee in die Tat um und holen sich 10 Leiharbeiter aus Marokko ins Haus.

Leider läuft das Vorhaben nicht so wie erträumt und die Sache gerät völlig aus dem Ruder als der erste ‘der Muselmanner’ schwer erkrankt. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse und Karl versucht die Geschehnisse zu vertuschen. Es darf nichts aufkommen.

Aber die eigentlichen Drahtzieher sitzen woanders. Ein Konzern, den es um Macht und Einfluss geht, der vor der Bespitzelungen der eigenen Mitarbeiter und vor Auftragsmorden nicht zurückschreckt und um ganz viel Geld.

Ein Allgäukrimi, nicht wie ich ihn erwartet hatte. Er hätte eigentlich überall spielen können und ich bin mir ziemlich sicher, dass sich diese Art von Menschenhandel sogar vorzugsweise in den Großstädten abspielt.

Leider habe ich bisher noch keinen Band der Walcher-Reihe gelesen. Vielleicht wäre mir dann der Journalist Walcher etwas näher gekommen. So blieb er für mich auf Distanz. Ich erfahre immer gerne in Krimis vom Privatleben der Ermittler. Einige persönliche Punkte sind zwar angerissen worden, so z. B. Mathilde, die Visionen hat oder Therese, die Freundin, belastet mit dem Kotzbrocken von Sohn, oder Tochter Irmi, die durch irgendwelche Umstände zu seiner Tochter wurde, aber eben nur so am Rande. Und das fand ich sehr schade. Da hatte ich mir mehr erwartet. Denn gerade das schafft Nähe und die hat mir im ganzen Krimi gefehlt. Auch von den anderen Protagonisten ist mir keiner ans Herz gewachsen, ich habe nicht wirklich mit ihnen gefühlt. Auch wenn mir die Marokkaner leid taten, sah ich mich die ganze Zeit nur als Beobachter, ich war nicht mittendrin.

Mit fehlte auch die Spannung. Nach den ersten Kapiteln war irgendwie die Luft raus. Den Schreibstil fand ich gut lesbar. Besonders gelungen fand ich die Beschreibung seines Arbeitszimmers. Dort hab ich mich sofort wohlgefühlt.

Fazit: Ein gut lesbarer Krimi, der heiße Themen aufgreift.