Pharmakonzern experimentiert im Allgäu

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mcfayden Avatar

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Eine eigenartige Grippe, die zunächst nur ausländische Gastarbeiter befällt, kursiert im Mägertal. Nachdem kurz darauf auch Einheimische an der Virusinfektion sterben, wird um Kommisar Brunner die Soko „Winterstarre“ gebildet, die zusammen mit dem Journalisten Walcher aufklären soll, was hinter den mysteriösen Todesfällen im Allgäu steckt.

 

Leider nimmt Rangnick bereits von Anfang an jegliche Spannung aus der Geschichte heraus. Es beginnt im verschneiten Winter mit dem Leichenfund in der Hütte und dann wird detailliert beschrieben warum, weshalb und wie die Toten ins Mägertal gekommen sind und nach 180 Seiten langatmiger Ausführungen wird’s dann endlich interessant - der Zeitsprung ins Frühjahr und nach sagenhaften 190 Seiten beginnen endlich die Ermittlungen. Dabei weiß der Leser jedoch längst, wer die Leichen sind und wer sie „entsorgt“ hat. Daher ist die Tätersuche auch nicht mehr sonderlich spannend. Lediglich woher das Virus stammt und warum es ausgerechnet ins Mägertal gelangt ist, halten ein kleines bisschen Spannung aufrecht, die mich motiviert hat, das Buch doch noch zu Ende zu lesen.

Und das Durchhaltevermögen hat sich gelohnt. Denn ab dem Punkt, an dem die Soko gegründet wird wird’s spannend, wenn auch teils ein bisschen unrealistisch. Denn dass z.B. die skurpellosen Epidemie-Verantwortlichen eines Pharmakonzerns ausgerechnet einen investigativen Journalisten auf ihrem ansonsten mit Leichen gepflasterten Weg verschonen, scheint mir nicht ganz glaubwürdig.

 

Wo einige Passagen sicherlich auch wortarmer hätten geschildert werden können, wurden andere wiederum nur angerissen: Zu langatmig und ausschweifend fand ich z.B. den Prolog, in dem ausführlich von Markus und seinem Sohn Willi berichtet wird, die die Leichen gefunden haben. Aber im Rest der Geschichte kommen beide nicht mehr vor. Die gleiche Befürchtung hatte ich zunächst auch in Bezug auf Walcher, doch nach 100 Seiten erschien er doch wieder auf der Bildfläche bekam schließlich seine bedeutende Rolle im Fall „Winterstarre“.

Als es um die Untersuchung der Leichen ging, wofür ein amerikanischer Experte von der Bodyfarm hinzugezogen werden sollte, dachte ich kurz, dass nun jeden Moment Dr. Hunter auf der Bildfläche erscheint und seinen gesammelten Erfahrungsschatz ausbreitet. Aber es blieb lediglich bei der Andeutung und was letztendlich die Obduktion ergeben hat wird nicht mehr im Detail erläutert.

 

Zusammenfassend hat mir die Thematik des Buches sehr gut gefallen, zumal sie nach den Epi- und Pandemien der letzten Jahre sehr aktuell ist. Schade nur, dass durch zu viele Unwesentlichkeiten zu oft vom Kern der Geschichte abgelenkt wird und dass es keinen wirklichen Spannungsbogen gibt.