Winterstarre

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
anyways Avatar

Von

 

Um das Überleben ihres Hofes im Mägertal zu sichern, kommen die Brüder Hiemer durch einen Bekannten, auf die Idee marokkanischen Gastarbeiter aufzunehmen und sie den umliegenden Höfen als billige Arbeitskräfte anzubieten. Alles ganz legal, anscheinend. Die große Organisation IFAM kümmert sich um alles. Gesagt, getan. Kurze Zeit später reisen die Ersten an, unter ihnen Tarik. Ein Marokkaner der kurz vor der Vermählung steht und noch einiges für die Aussteuer verdienen muss, damit er die ihm angedachte Samira auch wirklich ehelichen kann. Und wo lässt es sich leichter Geld verdienen als in Europa. Da er als einer der Einzigen seine Deutschkurse regelmäßig besucht hat, fungiert er bald als Dolmetscher zwischen seinen Landsleuten und den Hiemer-Brüder. Doch nachdem die anfänglichen Hürden wie Sprache, Essen und Unterkunft einigermaßen behoben wurden, wird ein Gastarbeiter krank und verstirbt kurze Zeit später. Die Krankheit ist äußerst ansteckend und weist eine hohe Letalität auf, die nicht nur bei den Gastarbeitern grassiert sondern auch unter den Bewohnern des abgeschiedenen Mägertales für deutliche Verluste sorgt.

Kommissar Brunner bittet Walcher sich den Hiemer-Hof mal genauer anzusehen, nicht wegen der Gastarbeiter, sondern weil ein Nachbar die Brüder verdächtigt, ihren Vater vielleicht ermordet zu haben. Brunner selbst  kann nicht, da es nicht sein Einsatzgebiet ist. Na da Walcher dem Kommissar freundschaftlich verbunden ist, schnallt er sich die Ski unter und macht sich auf den beschwerlichen Weg, denn selbst das Allgäu erlebt einen sehr frühen, strengen und schneereichen Winter. Weit kommt er nicht und eh er sich versieht liegt er mit Waden- und Schienbeinbruch im Krankenhaus.

Währenddessen spitzt sich die Lage auf dem Hof zu und auch im Dorf kommt es zu unzähligen Erkrankten. Erst im Frühjahr wird das Ausmaß der Tragödie sichtbar, als in einer alten Berghütte unzählige Leichen gefunden werden. Doch was verbirgt sich dahinter?  Brunner und Walcher nehmen die Ermittlungen gemeinsam in der neu gegründeten SOKO „Winterstarre“ auf.

 

 

Mein „dritter“  Fall mit  Walcher  und er wird mir zunehmend sympathischer.  Sein Hang zu bizarren Storys, seiner Liebe zu Hof und Getier, Bewohner eingeschlossen, und sein Hang zum guten Tropfen haben einen hohen Wiedererkennungswert. Auch der, ich will meinen, leicht schnoddrige Erzählstil des Autors gefällt mir zunehmend.

Ragnick greift auch in seinem neuesten Walcher-Krimi ein brisantes Thema auf, die Panikmache der Pharma- und Gesundheitsindustrie und deren maßlose Gier nach immer höheren Profiten ausgelöst durch die Angst vor gefährlichen Krankheiten. Man denke da wirklich nur an die letzte Welle ausgelöst durch die Schweinegrippe.Leider muss ich Ragnick, trotz seiner guten Recherche über die sensiblen Bereiche auch ein paar Pünktchen abziehen, da er mir leider nur zu oberflächlich die Details schildert. Warum erkranken nur Männer an Ragnicks Virus. Das ist unlogisch und wird von Autor leider nicht näher erklärt. Auch das ein Infizierter gar keine Symptome zeigt entspricht nicht der Realität. Hervorragend dargestellt finde ich allerdings die Vetternwirtschaft in Politik, Wirtschaft, der Executive wurde infiltriert. Auch seine fulminante Steigerung der Geschichte zum Ende hin ist spannend und sehr unterhaltsam. Also bis auf ein paar kleine Schwächen ein sehr empfehlenswerter Krimi.