Zu viele Zufälle

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amena25 Avatar

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Als Vater und Sohn Egger im Frühjahr ihre abgelegene Hütte in den Oberstdorfer Bergen aufsuchen, machen sie einen grausigen Fund. In der Hütte befinden sich mehrere in Säcken verschnürte Leichen – und das schon seit längerer Zeit, was ihr Zustand verrät.
In einem Rückblick ins vorige Jahr erfährt man, wie die Brüder Karl und Jakob Hiemer nach dem Tod des Vaters den Hof im Mägertal übernehmen, der aber nur durch Landwirtschaft nicht viel abwirft. So beschließen sie, auf ihrem Hof Unterkünfte für junge Marokkaner einzurichten, die über eine Zeitarbeitsfirma als billige Arbeitskräfte nach Deutschland vermittelt werden. Der geniale Coup der Hiemer-Brüder entpuppt sich jedoch bald als Katastrophe, als ein Arbeiter nach dem anderen schwer erkrankt und bald darauf stirbt - bis auf einen, Tarik, der flieht und sich in den verschneiten Bergen in einer Hütte verstecken kann. Weitere Bewohner des Mägertals infizieren sich und sterben. Merkwürdigerweise wird die Epidemie von allen verantwortlichen Stellen totgeschwiegen und nicht einmal in der Presse erwähnt. Der freischaffende Journalist Robert Walcher bekommt Wind von der Sache und beginnt zu ermitteln.
So interessant der Fall ist, so störend sind die vielen „Zufälle“, die Walchers Recherchen begleiten. So schleust sich ein Hacker in Walchers PC ein, um ihm geheimnisvolle Botschaften zu schicken. Auch Walchers bequeme, fast schon hausbackene Art nervt auf Dauer. Bei jeder Gelegenheit genehmigt er sich ein Glas Sherry oder plaudert über regionale Spezialitäten. Auch die Zeichnung der Figuren gerät stellenweise sehr holzschnittartig. So sind die Brüder Hiemer brutal, gewissenlos und natürlich dem Schnaps verfallen; die Dorfkrankenschwester Sophie badet im Kerzenschein im Kräuterbad oder trinkt selbst gemachten Kräutertee. Die Zahl der beteiligten Personen steigt im Laufe der Handlung ins Unübersehbare. Von den meisten erfährt man unnötig viele Details, da sie schon nach kurzer Zeit im Roman überhaupt keine Rolle mehr spielen, so wie z.B. Vater und Sohn Egger.
Kann man lesen – muss man aber nicht.