Ein zerrissenes Indien zwischen Tradition und modernem Heute

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bigz Avatar

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Jivan, der uneheliche Sohn des engsten Vertrauten und Teilhaber des großen Devraj Bapu, Ranjit Singh, kommt, nachdem er seine Jugend- und Ausbildungsjahre in den USA verbracht hat, zurück 'nach Hause', nachdem seine Mutter, einst nach Amerika abgeschoben und mit einem Onkel des Familienclans verheiratet, gestorben ist. Dort soll er seinen Platz im Geschäftsgefüge der Familie finden, der Company. Als er eintrifft, ist die Macht- und Kompetenzstruktur gerade im Umbruch, denn der alte Firmenchef will seine Nachfolge regeln und das riesige Imperium zwischen seinen eigenen drei Töchtern und den zwei Söhnen seines Kompagnons aufteilen.
Und diese Situation bringt das fragile Gefüge der Familie zum Beben. Kämpfe zwischen dem immer noch machtvollen und machtwilligen großen Devraj Bapu und seinen Töchtern, von denen jede das Sagen für ihre ganz eigenen Ziele erlangen will, gehen einher mit Umtrieben zwischen den weiblichen und männlichen Nachkommen, irgendwo zwischen den alten indischen Traditionen und der modernen westlich geprägten Geschäftswelt. Dazu kommen unterdrückte sexuelle Tendenzen und tatsächliche Handlungen und das alles eingebettet in die gesellschaftlichen Strukturen zwischen der ausgebeuteter armer Landbevölkerung und der High Society dieses Landes mit seiner Korruption und denselben kriminellen Machenschaften, wie überall auf der Welt.
Ein monumentales Romanwerk wird uns hier vorgestellt, gleich diesem großen Land im Aufbruch, durchaus verbunden mit einer ungeahnten Brutalität, die so in ihrer Notwendigkeit nicht ganz nachvollziehbar ist. Aber es ist nun mal Mittel der Wahl der jungen Autorin, die selbst in England lebt und indische Wurzeln hat und so natürlich eine ganz andere Herangehensweise und ein ganz anderes einprägendes Fühlen für diese doch irgendwie auch sehr exotische Lebenswelt aufbringt. Ein Roman, der tiefe Einblicke gewährt, bei der die einzelne Person eher eine Stellvertreterrolle einnimmt und zwar präsent, aber emotional nicht wirklich eingebunden, in den Handlungsrahmen aufgenommen ist. Das Buch ist lang, teilweise etwas langatmig und die Hoffnung auf ein das alles aufwiegende Schlussintermezzo bleibt, je nach Sicht der Dinge, eher aus. Aber genau so wollte die Autorin zum Ausdruck bringen, wo dieses Land heute steht, bereit für eine unwägsame, offene Zukunft. Für Erkunder der indischen Mentalität und Lebensart ein großes Werk, für alle Anderen ein Buch, das mal etwas ganz anderes zu bieten hat.